Am 01. November 2024, dem Tage Allerheiligen, läuteten die Glocken der doppeltürmigen Kirche von Hohenleina* ein denkwürdiges feierliches Ereignis auf dem umgebenden uralten Friedhof ein - die Einweihung der restituierten Grabstätte des einstigen Ritterguts – und Brauereibesitzers Carl Friedrich Oberländer (1825 – 1878).

Er gilt als der Patriarch der Familie Oberländer in ihrer jüngeren Geschichte – nach dem frühen Tod seines Vaters Christian Heinrich August Oberländer (1797 – 1848) leitete er einen gewaltigen Prozess wirtschaftlicher Reformen im Bereich seines ererbten Rittergutes samt traditionell zugehöriger Brauerei ein und führte diese in eine nie dagewesene wirtschaftliche Blütezeit. Mit rie- sigen Investitionen errichtete er eine außerordentlich leistungsfähige Brauerei, die eine weithin überregionale Bedeutung erlangte. So ging er in die mittel- deutsche Geschichte ein als einer der wirkmächtigsten Industriepioniere seiner Zeit, in der die Gründung des Deutschen Kaiserreiches einen enormen nationalen Aufschwung brachte und in der schließlich auch die Familie Oberländer bald in den Zenit ihrer bisherigen wirtschaftlichen Entwicklung gelangte.

Als Carl Friedrich Oberländer im Jahre 1878 im Alter von erst 53 Jahren starb, hinterließ er ein wohlgeordnetes Haus. Sein in unermüdlicher Arbeit geschaffenes Lebenswerk sicherte fortan nachfolgenden Generationen Wohlstand und standesgemäße Reputation. Die hinterlassene Witwe Auguste Oberländer geb. Heinke (1828 – 1891) fand ihre letzte Ruhestätte an der Seite ihres Mannes.

Durch Grabesuntersuchungen im Auftrag nachgeborener Glieder der heute weitverzweigten Familie Oberländer konnte im Jahre 2023 die Authentizität der historischen Gräber von Carl Friedrich Oberländer und seiner Ehefrau Auguste zweifelsfrei durch den Leipziger Sepulkralforscher Alfred E. Otto Paul auf dem Friedhof Hohenleina nachgewiesen werden.

Im nachfolgenden Jahre 2024 konnte der vorerwähnte Forscher schließlich das Grab des Sohnes Friedrich Alwin Oberländer (1861 – 1926) im Gutspark des Herrenhauses von Krostitz bestimmen und die Urne mit den Brandresten des am 15. März 1926 im Krematorium des Leipziger Südfriedhofes eingeäscherten F. Alwin Oberländer vollständig ausheben.

Dem Wunsch der Familie gemäß wurde die Urne mit den sterblichen Überresten von F. Alwin Oberländer nun am 01. November 2024 in Anwesenheit zahlreicher Mitglieder der Familie Oberländer beigesetzt im Grabe seiner Eltern. Dabei wurde die authentische Urne mit den Brandresten eingebettet in eine ewig schützende schwere steinerne Urne aus dunkel- grünem Zöblitzer Marmor.

Der Altpfarrer der Kirchgemeinde Krostitz, Karl-Heinz Uth, leitete die kirchliche Handlung. Mit dem „Vaterunser“ wurde die historische Grabstätte der Familie Oberländer gesegnet, deren vorbildliche gärtnerische Pflege es künftig zu erhalten gilt.

Eine kostbare Tafel aus poliertem Carrara-Marmor trägt die vergoldeten Namen der in diesen Gräbern ruhenden einstigen Besitzer des Rittergutes Krostitz und der zugehörigen Brauerei.

Es ist der beharrlichen und mühevollen Initiative von Thomas Staude zu danken, dass diese kulturhistorisch und ortsgeschichtlich so überaus bedeutsame Grabstätte nun wieder öffentlich erlebbar wurde.

Weitere Maßnahmen der Paul-Benndorf-Gesellschaft zu Leipzig e.V., die dieses Projekt in enger Zusammenarbeit mit dem Pfarrer Dr. Friedemann Krumbiegel von der Kirchgemeinde Krostitz und Oliver Kläring, dem Bürgermeister von Krostitz auf den Weg gebracht hat, sind angedacht.

Unser großer Dank gilt Frau Sabine Krebs, die dieses Projekt mit einer großzügigen Geldspende maßgeblich befördert hat.

^{Alfred E. Otto Paul}

* Hohenleina wurde im Jahre 1939 eingemeindet nach Krostitz