Führung über den Neuen Jüdischen Friedhof
Auf Wunsch vieler Mitglieder widmete sich unser Vorsitzender Alfred E. Otto Paul am späten Nachmittag des 28. August 2018 in einer Führung dem im Jahre 1928 eröffneten Neuen Jüdischen Friedhof in Leipzig. Dieser dritte jüdische Begräbnisplatz in der Geschichte der Stadt Leipzig wurde zuvor im Jahre 1925 vom bekannten Leipziger Gartenarchitekten Otto Mossdorf parkähnlich gestaltet und der Architekt Wilhelm Haller hatte eine prächtige, kuppelbekrönte Trauerhalle errichtet.
Noch im Mai 1928 wurde der am 24. Mai gestorbene Jude Isaak Weiß als erster Toter dieser heiligen Erde übergeben.
Die bald folgende Zeit des Nationalsozialismus brachte nicht nur Leid und Tod über die jüdischen Bürger unserer Stadt Leipzig, sondern die braunen Horden zerstörten auch ganz bewusst diesen Friedhof als den Ewigkeitsort der jüdischen Gemeinde. Nach der Brandschatzung der Trauerhalle im Jahre 1938 erfolgte schließlich ihre Sprengung.
Spuren der Shoa, des von den Deutschen verübten Völkermords an den Juden, finden sich unübersehbar auf diesem Friedhof. Ein 1951 errichtetes Denkmal beschwört eindringlich, die Grauen des Nationalsozialismus nie zu vergessen und mahnt gleichzeitig, eine künftige Welt ohne Rassenhass und ohne Diskriminierung anzustreben.
Verdienstvolle Rabbiner wie Felix Goldmann haben hier ihr Grab gefunden neben bedeutenden Vorsitzenden der Israelitischen Religionsgemeinde wie Eugen Gollomb oder Aaron Adlerstein, die in schwierigster Zeit nach dem II.Weltkrieg den Geist des Judentums in Leipzig bewahrten. Ergreifend war der Anblick des Grabes für in der NS-Zeit in Polen geschändete Thora-Rollen.
Mit Josef Beznosov als Vertreter der Jüdischen Gemeinde, hatte Alfred E. Otto Paul einen kompetenten Gesprächspartner gewonnen, der viele Fragen zum heutigen kulturellen Leben der Religionsgemeinde den äußerst interessierten Teilnehmern zu Beginn dieser Führung in der heute genutzten Trauerhalle sehr freundlich und ausführlich beantwortete.
Viele Gräber hochverdienter Mitglieder der Leipziger Jüdischen Gemeinde finden sich auf diesem Friedhof – so ruht hier auch der Professor Barnet Licht, der Begründer der Licht´schen Chöre und Leiter des Chores der Großen Gemeindesynagoge sowie der Oberkantor Werner Sander als der Begründer des berühmten Leipziger Synagogalchores.
Stellvertretend für die hier im Tode versammelten bedeutenden Kaufmannseliten sei hier an Chaim Eitingon erinnert, dem „Leipziger Rothschild“, der so unendlich viele gute Werk getan hat wie beispielsweise die Erbauung des gleichnamigen Krankenhauses in Leipzig.
Nach zwei erlebnisreichen Stunden endete um 19 Uhr diese Führung und die knapp 40 Teilnehmer schieden dankbar und aber auch emotional berührt voneinander.
Mit einer Geldspende für die Beförderung des kulturellen Lebens der Israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig bekundeten wir ehrlichen Herzens unsere dankbare und herzliche Verbundenheit mit den Juden unserer Stadt.