Herbstexkursion ins Weltkulturerbe Gartenreich Dessau-Wörlitz

Wanderung durch den Park mit Insel Stein / Fotografie Heinz-Joachim Halbach

Sie war eigentlich längst überfällig – unsere Reise in das UNESCO-Weltkulturerbe Gartenreich Dessau-Wörlitz. Mit einem wie gewohnt großen Bus mit 55 Sitzplätzen begann am 04. Oktober 2018 um 08.30 Uhr an der Leipziger Thomaskirche unsere reichlich einstündige Reise nach Wörlitz, dem ersten Schöpfungsort englischer Landschaftsarchitektur auf dem europäischen Festland und gleichsam auch zum Gründungsbau des europäischen Klassizismus.

Der aufgeklärte Fürst Leopold III. Friedrich Franz verwirklichte hier gemeinsam mit seinem Freund Friedrich Wilhelm von Erdmannsdorff ein Refugium der Aufklärung, des Geistes, der religiösen Toleranz und auch der sozialen Fürsorge für die Bewohner des Fürstentums. Ein wohl weltweit einmaliges Projekt geistiger Revolution und sozialer Verantwortung wurde hier im letzten Drittel des 18. Jahrhunderts auf den Weg gebracht, dessen Strahlkraft bis heute besteht.

Zu Beginn unserer Ankunft in Wörlitz wanderten wir zur berühmten Insel Stein, dem Wörlitzer Vesuv. Unser Parkführer Uwe Müller war ein echter Glücksfall für unsere große Gruppe – er beeindruckte uns mit seiner höchst profunden Kennerschaft zur Geschichte des vom Fürsten Leopold III. Friedrich Franz geschaffenen  Musterlandes und man spürte sehr deutlich, wie lokalpatriotisch er diesem Gartenreich verbunden ist und wie sehr er diesen fürstlichen  Menschenfreund, den er liebevoll  „Vater Franz“ nannte, verehrte. Uwe Müller, der für sich den Beinamen „Ött“ (nach seinem Vater Otto) gewählt hat, besitzt ein ganz besonderes Naturell – innige Heimatliebe und Erdverbundenheit, ein ausgeprägtes Geschichtsbewusstsein und eine menschlich sehr persönliche Transparenz haben ihn geformt zu einem ganz besonderen Wörlitzer Original, zu einem liebenswerten Menschen. So hatte dank „Ött“ unser Tagesbeginn in Wörlitz eine sehr freudvolle, harmonische Prägung. Wir danken unserm Freund „Ött“ von Herzen für die tolle Parkführung – er ist als Parkführer ein begnadeter Vertreter des Gartenreiches Wörlitz.

Den wohlverdienten Mittagtisch fanden wir im zuvor gewählten „Wörlitzer Hof“, der uns rundum gut bewirtete und dem durchaus unsere Empfehlung für die künftigen Gäste von Wörlitz gilt. Anschließend begaben wir uns erwartungsfroh zum Schloß und teilten uns in zwei Gruppen - Christine Brickmann, die Kastellanin des Schlosses Wörlitz, hatte die von uns gewünschte Führung durch die privaten Gemächer der fürstlichen Eheleute gut vorbereitet und wir genossen alle sehr die kompetenten Schloßführer, die uns den besonderen Geist des Hauses sehr lebendig vermittelten.

Danach nutzen wir die freie Zeit, um den imposanten Turm der benachbarten Kirche zu besteigen und die beeindruckende Sicht über das Wörlitzer Gartenreich zu genießen. Andere ließen es sich nicht entgehen, die einmalige Ausstellung zu Leben und Werk von Angelika Kauffmann, der wohl bedeutendsten Künstlerin ihrer Zeit zu bewundern. Auch für die nachmittägliche Kaffeetafel bot sich ausreichend Gelegenheit und es fanden sich genügend Möglichkeiten zur Begegnung mit neuen Mitgliedern unserer Gesellschaft und anregende Gespräche.

Am späten Nachmittag besuchten wir schließlich noch das nahe gelegene Oranienbaum mit seiner in der Rekonstruktion befindlichen Schloßanlage und dem weitläufigen Park, in dem wir einträchtig verbunden flanierten und das Gefühl einer in großer Harmonie eingebetteten Gesellschaft verspürten.

In einer Atmosphäre herzlichster Verabschiedungen endete dieser wirklich schöne Tag nach unserer Ankunft in Leipzig und wir gingen nach Hause mit den schönen Erinnerungen dieses Tages.

Alfred E. Otto Paul – 16. Oktober 2018

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