Alma ist gerettet! (Teil 1 - der Abbau)
Max Schwimmers einzigartige Grabmalplastik der Alma Freifrau von Stoltzenberg zieht nach ihrer Restaurierung am neuen Standort in der XX. Abteilung des Südfriedhofs bewundernde Blicke auf sich.
Die bisherige Geschichte hat Alfred E. Otto Paul im ersten Band seiner Reihe „Die Kunst im Stillen – Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen“ ausführlich beschrieben. Er schreibt dort am Ende:
„ Ihre mystische Schönheit aber ist ihr bis zum heutigen Tag auch ein Verhängnis – sie ist die Hüterin eines Geheimnisses, und solange sie dieses Geheimnis bewahren muss, ist eine dringlichst notwendige Restaurierung nicht möglich. Hoffen wir, dass sie sehr bald erlöst wird von diesem Fluch – sonst wird dieses Meisterwerk der Grabmalkunst in den nächsten Jahren vor unser aller Augen zerstört.“
Ich habe die große Freude, eine Bildgeschichte zu kommentieren, die von Hans und Ursula Drechsel, von Monika Becker und mir fotografiert wurde. Aber ich bin nicht befugt, das ganze Geheimnis zu lüften. Ich darf nur sagen, dass der Fluch von Alma genommen wurde, indem sie neue Besitzer bekommen hat; das ganz kurze Leben eines Jungen verursachte bei Eltern und Großeltern einen so großen Schmerz, dass sie Trost und Hilfe auch beim Vorsitzenden der Paul-Benndorf-Gesellschaft suchten. Das Grab des geliebten Sohnes und Enkels sollte etwas ganz besonderes schmücken.
Es gelang, die Plastik zu erwerben und von Meisterhand restaurieren zu lassen. Seit dem ersten Septemberfreitag steht Alma mit ihrer Trost spendenden Aura auf dem Grab des kleinen Knaben.
Aber der Reihe nach.
Das erste Bild zeigt Alma dort, wo sie über 70 Jahre lang stand. Auch der Kopf zeigt deutliche Umweltschäden. Bronzebildgießer Bert Noack und Alfred E. Otto Paul bereiten die Demontage vor. Die Figur lässt sich nicht vom Sockel trennen, also versuchen sie zunächst, Figur und Sockel mit einer einrädrigen Karre zum nahen Weg zu fahren.
Zu schwer, Alma legt sich fast auf die Nase. Die herbeigerufene Steinmetzfirma Günther hat die richtige Schubkarre und mit dem ferngesteuerten Kran gleitet Alma durch die Luft und schwebt dann – diesmal mit dem Gesicht nach oben – dicht über dem Wagenboden, ab zur Werkstatt von Bert Noack. Am Friedhofsausgang noch ein Foto mit Ursula, Hans und Alfred.
Bernd H.Reimer