Besuch der Benndorf-Gesellschaft in Weimar im Oktober

Gruppenfoto in Weimar

Es war Samstag, der 22. Oktober 2011.
Hatten wir ein Glück! Strahlender Sonnenschein und zwei wunderbare Bescheidwisser auf dem Friedhof und im Park an der Ilm. Nach gefühlten 20 Kilometern Fußmarsch, zumeist bergauf, und gehörten 10 000 Informationen zu Persönlichkeiten Weimars, zur Kulturgeschichte und zu ehrgeizigen Plänen des Hofstaates und des aufstrebenden Bürgertums in Weimar sinken wir kurz vor 17 Uhr erschöpft in die Polstersitze des ICE zurück nach Leipzig.
Gegen 12 Uhr empfängt uns ein grauhaariger, vollbärtiger älterer Herr: Dr. Bernd Mende,1942 in Posen geboren. Studium in Weimar, Diplom-Ingenieur, Architekt. Er ist seit 1981 in der kommunalen Denkmalpflege Weimars tätig und war von 1993-2007 Mitarbeiter der Klassik Stiftung Weimar (Bauarchiv, Dokumentation/Bauforschung). Er zeichnet verantwortlich für zahlreiche Publikationen in der Presse zur Orts- und Baugeschichte und Denkmalpflege. Mitautor des "Weimar-Lexikon zur Stadtgeschichte" (1993) und der "Denkmaltopographie der Stadt Weimar" (2008), Aufsätze zu Glocken in Weimar, zum Goethe- und Schiller-Denkmal, zum Carl-August-Denkmal, zum UNESCO-Welterbe "Klassisches Weimar", zum Goethe- und Schiller-Archiv, zur Russisch-Orthodoxen Kirche, zu Parkinschriften in Weimar, zu Bachstätten in Weimar u. a.; Forschung zu Bauten, Denkmälern und Friedhöfen in Weimar.
Entsprechend umfangreich seine Erläuterungen an Dutzenden Gräbern auf dem Historischen wie auf dem Neuen Friedhof.
1818 wurde der „Friedhof vor dem Frauentor“ eingeweiht, ist also fast 70 Jahre älter als unser Südfriedhof. Das heißt, auch die Bäume sind entsprechend älter als auf dem Südfriedhof..
Alfred E. Otto Paul stellt wie wir übrigen Benndorfer fest, dass in Weimar wie in Leipzig viele Grabstätten dem Verfall preisgegeben sind. Geldmangel. Andere sind restauriert, frische Gräber kommen hinzu. Bestens erhalten natürlich die Wandstelle der Familie von Goethe und die Fürstengruft, von der wir aus Zeitgründen allerdings nur die Eingangshalle anschauen konnten. Alfred bedankte sich bei Herrn Dr. Mende für die zwei Stunden, indem er dem Friedhofsforscher die bisher erschienen vier Bände der „Kunst im Stillen“ überreichte. „Ein Gemeinschaftswerk vieler Mitglieder der Benndorf-Gesellschaft!“, so der Vorsitzende.
Der sich anschließende Spaziergang über den Park an der Ilm war für manche – so hörte ich – vielleicht noch beeindruckender.
Der Vorsitzende des eingetragenen Vereins „Grüne Wahlverwandtschaften“, Dr. Bernhard Post schreibt in einem uns übergebenen Flyer: „In und um Weimar schufen fürstlicher Gestaltungsdrang und bürgerliches Engagement im Laufe von Jahrhunderten einen beeindruckenden Bestand an Parkanlagen, Gärten und Grünzügen. Die Stadt besitzt dadurche einen außergewöhnlichen Reichtum an grünen Kostbarkeiten..
Natur und Kultur bilden heute in Weimar eine einzigartige Symbiose, die es zu bewahren gilt. Nur wenige Städte in Europa bieten solch eine Vielzahl von Orten der Ruhe und Entspannung, die innerhalb weniger Minuten von jedem Punkt der Stadt aus erreichbar sind. Touristen aus aller Welt sind von der außerordentlich intensiven Durchdringung von Kultur und Gartenkunst im städtischen Leben fasziniert.“ Soweit der Vorsitzende. Dessen Stellvertreter, Robert Hannes Backe, Landschaftsarchitekt, musste dann im Park an der Ilm in den zwei Stunden gar nicht so viel erzählen, um die unglaubliche Schönheit und Harmonie aufzunehmen und zu genießen. Dank auch an Herrn Backe, der noch jung genug ist, die Erhaltung dieser einzigartigen Anlagen ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.
Gern empfehle ich die Internetseite www.gruene-wahlverwandtschaften.de, auf der Sie u.a. witzige Postkarten zur Parkpflege und über 1000 Fotos von in Weimar blühenden Pflanzen bewundern können.

Bernd Herbert Reimer

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