140.Geburtstag - Felix Pfeifer Forschungsgruppe gegründet
Paul-Benndorf-Gesellschaft zu Leipzig gründet am 140. Geburtstag des Leipziger Bildhauers Professor Felix Pfeifer Forschungsgruppe
Wohl selten hat einen Künstler ein so tragisches Ende getroffen wie den Leipziger Bildhauer Prof. Felix Pfeifer – am 11.März 1945 vermeldet die Zeitung „Leipziger Neueste Nachrichten“, dass dieser so verdienstvolle Leipziger Bildhauer am 06. März 1945 um 16.30 Uhr in seinem Atelier von dem Modell der Grabmalgruppe „Glaube, Liebe und Hoffnung“ erschlagen worden ist. Als er im Begriff stand, letzte Hand an das etwa 2 ½ m hohe Tonmodell zu legen, bricht der sockelartige Unterbau und das gewaltige Modell stürzt todbringend über den im 74. Lebensjahr stehenden Künstler.
Ein halbes Jahrhundert später war er, wie so viele andere Künstlerkollegen auch, von der Kunstgeschichte nahezu vergessen und dieser traurige Umstand hat den Autor bereits in den neunziger Jahren zu umfangreichen Recherchen veranlasst und so können wir hier ein recht genaues Bild vermitteln von diesem wichtigen Leipziger Künstler.
Geboren wird Georg Felix Pfeifer am 09. November 1871 als sechstes Kind in Leipzig – er ist der dritte Sohn. Seine Eltern, der Kaufmann Friedrich Eduard Pfeifer und dessen Ehefrau Florentine Henriette geb. Sperling lassen ihn am 15. Dezember 1871 in der Thomaskirche evangelisch taufen.
Die Familie lebt in gut situierten Verhältnissen in einem prächtigen Haus in der Waldstraße 46 und entsprechend sind die Paten des Kindes gewählt – der Gutsbesitzer Remmler aus Lausen, der Oeconomie - Amtmann Schneider aus Bösdorf sowie Ehefrauen angesehener Leipziger Kaufleute.
Der Vater wünscht später die Ausbildung seines Sohnes zum Kaufmann, jedoch der künstlerisch hochbegabte Felix Pfeifer folgt seiner inneren Berufung und absolviert von Ostern 1890 bis zum 31. Juli 1893 an der Leipziger Kunstakademie bei Melchior zur Strassen das Studium der Bildhauerei.
Ab Herbst 1893 wechselt Felix Pfeifer an die Berliner Akademie, wo er bei den Professoren Peter Breuer und Ernst Herter bis zum Frühjahr 1895 weiterführend studiert.
1895/96 setzt er in Rom seine fruchtbringenden Studien fort.
Im Jahre 1899 präsentiert der Bildhauer Felix Pfeifer mit der marmornen Skulpturengruppe „Erste Liebe“ seine erste größere Arbeit und die Qualität dieses Werkes begründet sicher die Zuwendung eines Stipendiums der Stadt Leipzig, welches ihm im Jahre 1900 einen einjährigen Studienaufenthalt in der Kunstmetropole Paris ermöglicht.
Danach, in den Jahren 1902 bis 1904, schmückt Pfeifer den Chorraum der Leipziger Nikolaikirche mit vier prächtigen großflächigen Alabasterreliefs zur biblischen Geschichte und auch das Hauptportal des Neuen Rathauses in Leipzig trägt zu einem guten Teil seine künstlerische Handschrift.
Im westpommerschen noblen Badeort Misdroy findet 1903 sein Kaiser-Friedrich- Denkmal Aufstellung.
Felix Pfeifer gehört nun zu den renommiertesten Bildhauern seiner Vaterstadt – allerdings folgt er der Liebe und begibt sich 1906 nach Dresden und heiratet hier im Oktober d.J. seine Frau Johanna Helene geb. Brachmann. Nach einigen Jahren in der Residenzstadt Dresden kehrt er 1911 nach Leipzig zurück.
In einer kunstkritischen Betrachtung aus dem Jahre 1906 lesen wir: „….und speziell einen J. Hartmann überragt er als Plastiker “ – dabei gehört auch der Klinger-Freund Johannes Hartmann in dieser Zeit längst zu den führenden Bildhauern.
Aus dieser Dresdener Zeit finden sich aber auch in Leipzig herausragende Werke von Felix Pfeifer, wie beispielsweise das nach einem Entwurf des bedeutenden Architekten Paul Möbius im Jahre 1907 aus Granit geschaffene Grabmal für den früh verstorbenen Kunstmaler Walter Queck auf dem Leipziger Südfriedhof – heute eines der bedeutendsten Zeugnisse des Jugendstils in Leipzig.
Auf gleichem Friedhof haben sich bis heute noch einige weitere Werke aus späterer Zeit von Felix Pfeifer erhalten, von denen besonders das Grabmal für Plato Scutari sowie die Grabmäler der Familien Kleim und Wendt zu den besten Schöpfungen der Grabmalkunst des Südfriedhofes überhaupt zu zählen sind.
Anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Gründung der Leipziger Kunstakademie erhält Felix Pfeifer im Jahre 1914 den Professorentitel.
Als in den ersten Kriegsjahren 1914-1916 noch der gewaltige Bau der Deutschen Bücherei errichtet wird, darf Felix Pfeifer deren Hauptportal mit drei Standbildern schmücken und im Vestibül finden wir noch heute die so wunderschöne Brunnenfigur „Mädchen mit Frosch“, für welche Regina, die Tochter des Künstlers, Modell stand.
Besonders hat sich Felix Pfeifer als Medailleur einen unvergänglichen Namen gemacht und so hat sich bis heute der durchaus respektvoll gemeinte Spitzname „Plaketten-Pfeifer“ erhalten.
Seine anlässlich der Erbauung des Leipziger Neuen Rathauses geschaffene bronzene Medaille wurde neben anderen Zeugnissen in den Grundstein eingelegt.
Unbedingt zu erwähnen sind aber auch seine zahlreichen Büsten, die an große Männer aus Kunst und Wissenschaft erinnern.
Seine bedeutende Anerkennung als Künstler ermöglicht Felix Pfeifer auch eine entsprechende Lebensführung und so erwirbt er wie viele andere wohlhabende Leipziger Persönlichkeiten in dem inmitten eines prächtigen, jahrhundertealten Waldgebietes gelegenen Großdeuben in der Nähe von Leipzig eine standesgemäße Villa.
Hier wachsen, gut behütet von seiner Ehefrau Johanna, die Kinder Regina und Peter auf.
Nach dem tragischen Ende des Bildhauers Prof. Felix Pfeifer nimmt seine Tochter Regina dem Vater die Totenmaske ab und am 15. März 1945 beginnt um 13 Uhr im Krematorium Leipzig die Einäscherung seines Leichnams.
Vergeblich sucht der Autor in den neunziger Jahren des Künstlers Grab auf einem Friedhof. Umfangreiche Nachforschungen ergeben dann den sicheren Nachweis der Beisetzung der Ascheurne auf seinem eigenen Grundstück in Großdeuben. Hier lebt Felix Pfeifers Witwe Hanne, wie er sie zärtlich nannte, noch viele Jahre und pflegt das skulpturgeschmückte Grab ihres geliebten Mannes im Garten der Villa.
Die Paul-Benndorf-Gesellschaft zu Leipzig hat anlässlich des 140.Geburtstages dieses bedeutenden Bildhauers am 09. November 2011 eine „Forschungsgruppe Felix Pfeifer“ begründet, die sich der Aufarbeitung von Leben und Werk des Künstlers widmet.
Es ist dies eine späte Ehrung des Künstlers Felix Pfeifer – aber eine wohlverdiente.
Entnommen aus :
Alfred E. Otto Paul
„Die Kunst im Stillen“ Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen Bd. 03