150. Geburtstag Ehrung des Leipziger Bildhauers Prof. Adolf Lehnert (1862–1948)

Grabmal von Adolf Lehnert

Pünktlich zum 150. Geburtstag des bedeutenden Leipziger Bildhauers Prof. Adolf Lehnert wurde durch die „Paul-Benndorf-Gesellschaft zu Leipzig e. V.“ die Rekonstruktion seiner Familiengrabstätte in der V. Abteilung des Leipziger Südfriedhofes abgeschlossen.
Damit hat die Gesellschaft ehrenhaft eine Verpflichtung erfüllt, die sie mit der Übernahme der Patenschaft über die Grabmalanlage Lehnert im Jahre 2009 gegenüber der Stadt Leipzig eingegangen ist.
Nach der umfassenden baulichen Instandsetzung der schwer geschädigten Grabmalanlage, deren steinerne Einfriedung auf einem erneuertem, stahlbewehrten Fundament neu errichtet wurde, erfolgte abschließend gemeinsam mit den Gärtnern des Südfriedhofes die Wiederherstellung der Grabstättenbepflanzung nach historischem Vorbild.

Der am 20.Juli 1862 in Leipzig geborene Adolf Lehnert hat nach einem gründlichen Studium der Bildhauerei an der Königlichen Kunstakademie Leipzig Karriere gemacht. Im Jahre 1896 beerbt er nach dessen Tod seinen großen Lehrer Prof. Melchior zur Strassen (1832-1896) und wird über nahezu drei Jahrzehnte als Leiter der Bildhauerklasse dieser bedeutenden Akademie der große Lehrer einer neuen Generation befähigter Bildhauer, von denen mit Felix Pfeifer, Alfred Thiele, Bruno Eyermann, Hugo Becker oder Paul Sturm hier nur einige beispielhaft genannt seien und die später gleichsam wie auch Adolf Lehnert als bedeutende Medailleure in die Kunstgeschichte eingehen werden..
1897 vollendet Adolf Lehnert gemeinsam mit dem namhaften Leipziger Bildhauer Josef Magr das monumentale Bismarck-Denkmal für den Leipziger Johannapark. Weitere hervorragende Werke folgen kontinuierlich.

1889 heiratet er Elsbeth Riedel, die Tochter des bekannten Musikwissenschaftlers und Chorbegründers Prof. Carl Riedel. Durch diese Heirat gehört er zu den angesehensten Familien Leipzigs.
Die Ehe bleibt kinderlos – bereits 1907 stirbt seine Frau Elsbeth und wird hier beerdigt.
Nach einem Entwurf des Leipziger Architekten Karl Poser entsteht 1909 das Grabmal der Familie – während sich rückseitig dominierend das eigentliche, wandartige Grabmal aufbaut, reduziert es sich beidseitig durch Anläufer zu einer Einfriedungsmauer, die den gesamten Grabbezirk umschließt. Bankartige Sitznischen laden rechts und links ein zum besinnlichen Verweilen.
Durchgängig ist ein sehr feinkörniger Muschelkalkstein als Material für die gesamte Grabmalanlage gewählt.
Das Grabmal findet seinen künstlerischen Höhepunkt in dem von Adolf Lehnert geschaffenem Relief aus Kalkstein, welches sich ausschließlich dem Verlust der so jung verstorbenen, geliebten Ehefrau widmet und ein einzigartiges bildliches Zeugnis der Tröstung darstellt.
Das Relief ist die Lobpreisung des göttlichen Reiches, in dem jede Schöpfung ein unbeschwertes Dasein führt.
Ein gewandeter Engel mit mächtigen ausgebreiteten Flügeln empfängt tröstend und ermutigend die so schöne junge Frau, ein nackter Jüngling schreitet mit einem mitgeführtem Reh auf die Neuankommende zu und symbolisiert die unverfälschte Reinheit und Harmonie der göttlichen Schöpfung in einer paradiesischen Welt.
Eine blumenübersäte Wiese wird im Hintergrund behutsam beschattet von kräftigen Bäumen, deren Blätterdach sich schützend über diese idealisierte Szene ausbreitet.
Während Adolf Lehnert hier einerseits in seinem künstlerischen Duktus noch ganz in der Tradition des 19. Jahrhunderts steht, erkennen wir aber gleichzeitig auch die deutliche Annahme des Jugendstils in diesem Werk.

In seinen letzten Lebensjahren ist Adolf Lehnert auf den Rollstuhl angewiesen und nahezu erblindet. Er stirbt am 06. Januar 1948 im 86. Lebensjahr und findet hier seine letzte Ruhestätte.

Zurück