Exkursion der Gesellschaft nach Dresden im August 2013
Aus verkehrslogistischen Gründen – wegen des bevorstehenden Gedenkens an die Leipziger Völkerschlacht des Jahres 1813 ist hierzulande kaum noch ein Bus zu mieten - fand unsere diesjährige Herbstexkursion bereits am spätsommerlichen 24. August 2013, einem Sonnabend statt.
Und alle Sonnenpracht des Himmels breitete sich diesmal wohlwollend ganztägig über die 48 teilnehmenden Mitglieder und Freunde der Paul-Benndorf-Gesellschaft aus, die morgens um 8.30 Uhr mit einem komfortablen Bus an der Ostseite des Leipziger Hauptbahnhofes zur Reise nach Dresden starteten.
Der weithin als „Künstlerfriedhof“ postulierte, über zweihundertjährige Friedhof von Dresden – Loschwitz war das erste Ziel unserer Exkursion, wo uns Christian Mögel als ausgewiesener Kenner der Dresdener Friedhöfe mit großer Freundlichkeit und Herzlichkeit begrüßte und seine äußerst sorgfältig vorbereitete Führung über diesen kulturgeschichtlich so bedeutenden Friedhof begann.
Es war durchaus anrührend, plötzlich am Grabe von Auguste Richter, des großen biedermeierlichen Spätromantikers Ludwig Richter so früh verstorbener erster Frau zu stehen. Beeindruckend war die sandsteinerne Kreuzigungsgruppe über dem Mittelportal der erst im Jahre 1893 errichteten Kapelle des Friedhofes, ein Werk des Leipziger Bildhauers Johannes Hartmann.
Ergreifend die grabplastische Arbeit aus eichenem Holz „Tod mit Bombe“ auf der Grabstätte des Uhrmachers Paul Pleißner, eine wirklich große Arbeit des Bildhauers Friedrich Press und gleichsam auch ein erschütterndes Mahnmal der apokalyptischen Zerstörung Dresdens durch die Bombardierung im Februar 1945.
Als ein Hohelied des Humanismus gilt dem Autor dieses Beitrages die bronzene Grabplastik „Es gibt kein fremdes Leid“ auf der Grabstätte des Bildhauers Walter Arnold. Unverzichtbar ist uns aber hier auch die Erwähnung der von dem großen Künstler Sascha Schneider für das Grab des Malerfreundes Oskar Zwintscher geschaffenen Grabfigur „Ephebe mit gesenkter Fackel“.
Dem Maler und Bildhauer Sascha Schneider wurde später sein Grab hier in unmittelbarer Nähe zu Oskar Zwintscher bereitet – leider war sein eindrucksvolles Grabmal, eine konische Sandsteinstele mit bekrönender bronzener Porträtbüste, nicht auf dem Grabe erlebbar, da sie nach dem letzten Hochwasser der Elbe geborgen werden musste und nunmehr über dem Grabe neu errichtet wird.
Lang, sehr lang ist die Liste der prominenten Toten dieses Friedhofes und wir müssen uns hier aber beschränken auf einige wenige große Künstler, die auf diesem Friedhof in ihren Gräbern ruhen.
Da ist unbedingt noch der Maler Hans Unger zu nennen; vielleicht der letzte wirklich große Dresdener Maler – nach Oskar Zwintscher und Sascha Schneider ist mit dem Tode von Hans Unger 1936 ein künstlerisch einmaliges Triumvirat in Dresden erloschen.
Aber wir wollen auch an die Malerkünstler Josef Hegenbarth, Ernst Hassebrauk und Hans Jüchser erinnern und auch der – das muss man sagen – problematische Richard Müller sollte zumindest als Künstler gewürdigt werden.
Und auch die weit über Deutschlands Grenzen hochgeehrten Bildhauer Friedrich Press oder Hermann Glöckner sollen stellvertretend für die vielen, vielen anderen hier ruhenden bildenden Künstler genannt seien, die dem Friedhof von Loschwitz die Aura eines „Künstlerfriedhofes“ verleihen.
Unserer Bitte entsprechend ging Christian Mögel abschließend noch auf das unmittelbar am Friedhof, über der Straße gelegene Künstlerhaus ein – im Jahre 1898 vom Architekten Martin Pietzsch in den frühen Formen des Jugendstils errichtet, diente es zahlreichen bedeutenden Künstlern, deren Gräber sich heute auf dem Loschwitzer Friedhof finden, als ein vorbildliches Refugium einer malerischen und bildhauerischen Schöpferstätte.
Eine etwa einstündige Mittagspause im unmittelbar am Elbufer gelegenen „Schillergarten“ war dann wohlverdient und der einmalige Blick auf die berühmte Brücke „Blaues Wunder“ samt der zahlreichen Elbeschiffe, die wieder und wieder die dahingleitende Kulisse bildeten, unterstützte weiter die ohnehin ausnahmslos zufriedene Stimmungslage aller Teilnehmer unserer Exkursion.
In großer Freude fuhren wir dann erwartungsfroh mit unserem Bus über das „Blaue Wunder“ auf die Elbhänge mit seinen drei berühmten Elbschlössern, von denen das im Stil der englischen Tudorgotik 1859-1861 errichtete Schloss Eckberg eine weitere auserwählte Station unserer Exkursion war.
Nach einer schönen Wanderung durch den weiträumigen Park gelangten wir dann auf die herrliche Terrasse des Schlosses Eckberg mit seiner betörend schönen barocken Gartenpracht, mit dem weiten Blick in das Elbtal und auf die malerische Kulisse der barocken Altstadt. Hier ist man dem Himmel dann schon ein gutes Stück näher gekommen und steht man dort dann vor der von Sascha Schneider geschaffenen bronzenen Jugendstilplastik „Sonnenanbeter“ oder vor der weißmarmornen Venus des Bildhauers Peter Pöppelmann, dann wähnt man sich schon fast in göttlichen Gefilden.
Nach diesem kaum zu überbietenden Gesamterlebnis von Parkschöpfung, Architektur, Gartenpracht und Skulpturenkunst fuhren wir dann an den Rand der Dresdener Altstadt, zum hochbedeutenden Elias-Friedhof.
Dieser im Jahre 1680, dem letzten Pestjahr im Kurfürstentum Sachsen, geweihte Friedhof diente bis zum Jahre 1876 als Begräbnisplatz und hat sich in einer ungewöhnlichen Originalität bis zum heutigen Tage in seiner sepulkralkulturellen Grundstruktur erhalten.Der einmalige und unbedingt sehenswerte Begräbnisplatz ist öffentlich nicht zugänglich und ein Förderverein müht sich seit seiner Gründung im Jahre 1998 mit größtem Enthuisiasmus um die Bewahrung dieses Friedhofes für die Nachwelt und schafft die Möglichkeit seiner öffentlichen Erlebbarkeit im Rahmen von Führungen, die auch der finanziellen Unterstützung bei den Bemühungen um den Erhalt dieses bedeutenden Flächendenkmales dienen.
Kein Geringerer als George Bähr, der Baumeister der Frauenkirche oder der Hofbildhauer Johann Christian Kirchner wirkten mit ihren Werken auf diesem Friedhof und selbst der große Maler Caspar David Friedrich fertigte Grabmalentwürfe, die sein Freund Christian Gottlieb Kühn als Bildhauer dann ausführte.
Dieser Friedhof präsentiert sich uns als eine Fanfaronade der Grabmalkunst vom Barock über den Klassizismus bis hin zur unübersehbaren spätbiedermeierlichen Ausprägung. Dr. Marion Stein hat diesem Friedhof in ihrem bemerkenswerten Buch „Friedhöfe in Dresden“ ein würdiges Denkmal gesetzt.
Wir danken Frau Beatrice Teichmann vom Förderverein Eliasfriedhof für die zuverlässige und gute Organisation dieser Sonderführung für die Mitglieder unserer Gesellschaft.
Zum Abschluss dieses programmreichen Exkursionstages haben sich dann alle Teilnehmer in die nahegelegene Dresdener Altstadt mit ihrem ganz besonderen barocken Flair begeben– den vielen Droschken, den zahlreichen Restaurants rund um die Frauenkirche und dem von Ernst Rietschel geschaffenen bedeutenden Lutherdenkmal.
Von der herrlichen Sonne beschienen, den Blick auf die wiederauferstandene Frauenkirche gerichtet, haben wir dann zufrieden diese letzte gute Stunde an diesem Tage in Dresden genossen, bevor wir dann um 18.15 Uhr wieder die Heimfahrt angetreten haben und eine gute Stunde später wieder in unserer schönen, liebenswerten Stadt Leipzig angelangt sind.
Zum Abschluss dankten noch einmal alle Teilnehmer der Exkursion unserem Mitglied Petra Paul für die umfassende, gute Gesamtorganisation dieser Veranstaltung unserer Gesellschaft.
Alfred E. Otto Paul