Frühlingsexkursion der Gesellschaft
Mit folgenden schönen Zeilen des Dichters Rainer Maria Rilke dankten per Mail die Eheleute Elke und Hans Heimbuchner für die diesjährige Frühjahrsexkursion unserer Gesellschaft, die uns am Sonnabend, den 27. April 2013 zu bedeutenden anhaltinischen Kulturstätten in Großjena, Freyburg und Naumburg führten.
„Sogar der Regen geht leiser über der Steine ruhig dunkelnden Glanz. Alle Geräusche ducken sich ganz in die glänzenden Knospen der Reiser.“
Wenngleich nach vorangegangenen schönen frühlingshaften Tagen ausgerechnet der geplante Tag unserer Frühjahrsexkursion wie zuvor vom Wetterdienst angekündigt von einem nahezu den ganzen Tag über anhaltenden Dauerregen geprägt war, hatten sich dennoch 41 Mitglieder und Freunde unserer Gesellschaft am Hauptbahnhof eingefunden, um pünktlich um 9.30 Uhr mit einem komfortablen Reisebus die Fahrt nach Großjena anzutreten und anfangs das dort inmitten eines herrlichen Weinberges, im so genannten „Blütengrund“, gelegene Refugium von Max Klinger zu besichtigen.
Für den vielgereisten Künstler Max Klinger, der als Maler, Grafiker und auch als Bildhauer der wohl bedeutendste Vertreter der Leipziger bildenden Kunst des 19. / 20. Jahrhundert war, galt dieser Ort als die große Quelle künstlerischer Inspiration und des persönlichen Glückes.
So ist es nicht verwunderlich, dass Klinger selbst diesen Ort nach seinem dereinstigen Tode zu seiner künftigen Ruhestätte bestimmt hat, geziert von der mächtigen bronzenen Klingerplastik „Der Athlet“. Später hat der Leipziger Bildhauer Johannes Hartmann durch die Errichtung zweier weißmarmorner Hermen mit den Bildnissen von Max Klinger und dessen Ehefrau Frau Gertrud geb. Bock die besonders weihevolle Aura dieses heiligen Ortes noch befördert.
Nach der Besichtigung der sehenswerten ständigen Ausstellung zu Leben und Werk des Künstlers in dem von Klinger erbauten Landhaus, das zugleich auch sein Sterbehaus wurde, wanderten wir gemeinsam durch das Dorf Großjena zum dortigen Gutshaus, wo uns die verdienstvolle Kunsthistorikerin Maria Dietl-Beissel, die sich vor Jahren einst erfolgreich den Wiederaufbau und künftigen Erhalt des Gutshauses Großjena als Lebensaufgabe erwählt hat, herzlichst begrüßte.
In der von der Familie Dietl-Beissel erst vor wenigen Wochen als gastronomische Oase des Ortes eröffneten Orangerie, unmittelbar gelegen am historischen Gutspark, genossen wir dann nach unserer regenkalten Wanderung die freundliche Bedienung in der wohligen Wärme des großen Gastraumes, die guten Getränke und das von allen Teilnehmern hoch gelobte, vorzügliche Essen.
Danach fuhren wir in die Berge über das nahe gelegene Freyburg an der Unstrut bis zum Hotel „Edelacker“, wanderten dann vorbei am mächtigen, im Volksmund „der dicke Wilhelm“ genannte Bergfried, bis hin zur Neuenburg, die gewaltige Schwesternburg der Wartburg und größte Burganlage der einstigen Landgrafen von Thüringen, von der man einen herrlichen Blick in das schöne Tal der Unstrut genießen kann.
Von Freyburg fuhren wir dann höchst bequem mit unserem Bus nach Naumburg, wo der Besuch des berühmten Domes den würdigen Abschluss unserer Exkursion fand.
Neben den in aller Welt bewunderten Stifterfiguren Uta und Ekkehard erlebten wir gleichermaßen aber auch die in jüngster Zeit vom Leipziger Künstler Neo Rauch gestalteten drei Elisabeth-Fenster in der gleichnamigen Kapelle als hervorragende Zeugnisse einer zeitgenössischen Sakralkunst.
Nachdem wir am frühen Abend wieder wohlbehalten in Leipzig eintrafen, freuten wir uns dann nach herzlicher gegenseitiger Verabschiedung aber wohl doch alle auch auf das wärmende Zuhause.
Aber bereits am nächsten Tage erreichten uns schon zahlreiche Mails mit Dankesworten unserer Teilnehmer – es bleibt trotz des widrigen Wetters eine schöne Erinnerung an diesen Ausflug der Gleichgesinnten, es bleiben die Erinnerungen an die Begegnung mit der großen heimatlichen Kunst- und Kulturgeschichte eines ganzen Jahrtausends.
Vom frühromanischen Korpus Christi in der Krypta des Naumburger Domes über die steinernen Bildwerke des unbekannten „Naumburger Meisters“ aus gotischer Zeit, von den Altargemälden des Lucas Cranach bis hin zur Kunst eines Max Klinger und letztlich der Ankunft der Moderne in den Elisabethfenstern von Neo Rauch.
Für die Organisation dieser erlebnisreichen Exkursion danken wir ganz besonders herzlich unserem Mitglied Petra Paul sowie unserer Schatzmeisterin Monika Becker.