Aktuelle Projekte

Madonna mit Kind – ein Meisterwerk von Professor Josef Limburg

Grabmal des Königl.-Sächs. Hofjuweliers Leonard Treusch
Grabmal des Königl.-Sächs. Hofjuweliers Leonard Treusch | Entwurf: Regierungsbaumeister Carl Kühn, Berlin 1923 | Bronzeplastik: Bildhauer Prof. Josef Limburg, Berlin 1923 | Fotografie: Alfred E. Otto Paul


Die Restaurierung dieser hervorragenden Bronzeplastik ist nun endlich auf den Weg gebracht, denn vielerlei Hindernisse haben in der Vergangenheit den Beginn dieses großartigen Projektes immer wieder verzögert.

Ein ganzes Jahrhundert ist vergangen, seit das Grabmal für den Königlich-Sächsischen Hofjuwelier Leonard Treusch auf der Wahlstelle No.298 in der II. Abteilung des Leipziger Südfriedhofes errichtet wurde – ein Werk des Berliner Regierungsbaumeisters Carl Kühn, geschmückt mit der betörend schönen Madonna des Berliner Bildhauers Professor Josef Limburg. Welch inter- nationales Ansehen dieser Bildhauer genoss, zeigt sich in der Tatsache, dass er als einziger deutscher Bildhauer eine Büste der Kaiserin Augusta oder auch die Büste des Papstes Pius X. schaffen durfte. Josef Limburg ist in die Kunstgeschichte als der Bildhauer dreier Päpste eingegangen.

Am 14. August 2024 erfolgte durch die beauftragte Firma FUCHS + GIRKE die Demontage unvergleichlich schönen Madonna und ihr anschließender Transport in deren Restaurierungswerkstatt im sächsischen Ottendorf-Okrilla, wo sie von den Händen erfahrener Restauratoren bald wieder in einstiger Schönheit erstrahlen wird.

Alfred E. Otto Paul
Verladung der Madonna mit Kind
Verladung der Madonna mit Kind | Restaurierung durch FUCHS + GIRKE, Ottendorf-Okrilla | Fotografie: Alfred E. Otto Paul

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Das Grabmal der Leipziger Glasmalerfamilie Stokinger

Front des Grabmals der Glasmalers-Ehefrau Marie Stokinger geb. Sasse
Front des Grabmals der Glasmalers-Ehefrau Marie Stokinger geb. Sasse | Ausführung des Mosaiks durch Glasmalermeister Josef Stokinger, 1928 | Fotografie: Wieland Brauer

In der XVI. Abteilung des Südfriedhofes befindet sich ein einzigartiges Zeugnis der Grabmalkultur unserer Leipziger Friedhöfe – das Grabmal Stokinger. Es dürfte im Jahre 1928 in der Blütezeit des Art decó entstanden sein, gearbeitet in der Form eines gotischen Kirchenfensters. Während die umrahmte Front in der vollständigen Fläche einst mit einem farbenprächtigen Glasmosaik geschmückt war, trägt die fein gestockte und seitlich gekehlte Rückseite des Grabmales den Namen MARIE STOKINGER sowie deren Lebensdaten 1882 bis 1928. Sie war die Frau des Glasmalermeister Josef Stokinger, Tochter eines Tütenmachers in Leipzig-Lindenau. Als Marie geb. Sasse hatte sie 1910 Josef Stokinger geheiratet, 1911 gebar sie ihren Sohn Rolf und 1915 kam der Sohn Ottokar auf die Welt. In der Blüte ihrer Jahre starb sie 45-jährig am frühen Abend des 9. März 1928, fünf Tage später wurde ihr Leichnam im Leipziger Krematorium auf dem Südfriedhof eingeäschert und am 20. März 1928 wurde ihre Asche eingesenkt im Rabattengrab No.395 in der XIV. Abteilung des Südfriedhofes.

Mit Sicherheit entstand noch im gleichen Jahr das granitene Grabmal von der Hand eines uns unbekannten Leipziger Steinmetzen und der Glasmaler- meister Josef Stokinger schuf das einzigartige Mosaik aus vielen unterschied- lichen gläsernen Teilen in vielfältigen Farben. Durchaus denkbar wäre, dass der Entwurf für das Mosaik von einem namhaften Künstler stammt, denn in jenen Jahren ist die Zusammenarbeit der Werkstatt Stokinger mit verschiedensten Künstlern wir z.B. Otto Josef Olbertz nachweisbar.

AD ASPERA AD ASTRA lautet wohl die Botschaft des Glasmosaiks – durch Mühsal gelangt man zu den Sternen, in das göttliche Licht.

Rückseite des Grabmals der Marie Stokinger (1882 – 1928)
Rückseite des Grabmals der Marie Stokinger (1882 – 1928) | Fotografie: Wieland Brauer

Das Grabmal erinnert letztlich an drei Generationen der bedeutenden Leip- ziger Glasmalerfamilie Stokinger, auf deren Stammvater Adolph Stokinger später der Sohn Josef Stokinger folgte und dessen Werk wiederum der Sohn Rolf Stokinger fortführte. Mit dem Tode des im Jahre 2000 kinderlos gestorbenen Rolf Stokinger endete nach einem Jahrhundert die Geschichte dieser Leipziger Glasmalerfamilie. Ob in den großen Kirchen unserer Stadt, in ihren Rathäusern, in Friedhofskapellen oder in vielen privaten Villen, überall finden sich äußerst eindrucksvolle Zeugnisse der hundertjährigen Arbeit dieser Generationen von Kunsthandwerker, die oftmals in Zusammenarbeit mit namhaften Künstlern so einzigartige Werke schufen.

Das nur noch fragmentarisch erhaltene Glasmosaik wird nun im Auftrag der Paul-Benndorf-Gesellschaft mit finanzieller Unterstützung der Abteilung Friedhöfe der Stadt Leipzig umfassend restauriert werden – ausgewählt hierfür hat der Vorstand die renommierte Leipziger Kunstglaserei Dirk Schneider, die dieses einzigartige fast hundertjährige Meisterwerk der Grabmalkunst sehr bald in alter Schönheit erstrahlen lässt.

Alfred E. Otto Paul

Restitution der Grabstätte des Pianisten Prof. Fritz von Bose (1865 – 1945)

Originaler Grabstein der Familie Fritz von Bose, gefertigt 1924
Originaler Grabstein der Familie Fritz von Bose, gefertigt 1924 | Südfriedhof Leipzig, XVIII. Abt., Rabatte No.328 | Fotografie: Martin Günther, Leipzig

Durch äußerst unglückliche Umstände wurde im Oktober 2021 in der XVIII. Abteilung des Südfriedhofes das Rabattengrab No.328 - die Grabstätte der Familie Fritz von Bose - eingeebnet und der Grabstein entsorgt, er wurde physisch zerstört.

Nachdem der Verlust dieser kulturgeschichtlich so außerordentlich bedeutsamen Grabstätte bekannt wurde, bewirkte bereits im Januar 2022 der Vorstand der Paul-Benndorf-Gesellschaft die Sicherung der eingeebneten Grabstätte von Bose und übernahm mit Urkunde der Stadt Leipzig vom 01. August 2022 die dauerhafte Patenschaft über die Grabstätte.

Fritz von Bose entstammte einer uradligen sächsischen Familie, deren urkundliche Ersterwähnung bereits im 13. Jahrhundert nachweisbar ist. Seither hatte die Familie von Bose in vielen Jahrhunderten äußerst zahlreich mit Klerikern, Diplomaten, Generälen, Künstlern etc. internationale Spuren hinterlassen.

Der 1865 in Königstein geborene Fritz von Bose – eigentlich Carl Friedrich von Bose – hatte ab 1883 am Leipziger Konservatorium studiert, galt als
der Lieblingsschüler des berühmten Carl Reinecke. Ab 1888 begann Fritz
von Bose eine bemerkenswerte internationale Karriere als Konzertpianist
und Kammermusikbegleiter. Fritz von Bose galt als der „Leipziger Brahms“, er musizierte mit Clara Schumann, Joseph Joachim, Julius Klengel und vielen anderen Berühmtheiten der Musikgeschichte seiner Zeit. 1912 wurde er Professor und wirkte bis zu seiner altersbedingten Emeritierung im Jahre 1932 äußerst segensreich am Leipziger Konservatorium.

Im Grabe ruhen neben Fritz von Bose (1865 – 1945) und seiner Ehefrau Julia Auguste von Bose (1869 – 1959) auch deren beider Söhne Carl von Bose (1901-1923) und Dr. Heinrich von Bose (1899 – 1981).

Die Paul-Benndorf-Gesellschaft wird nunmehr die authentische Grabstätte der Familie von Bose gärtnerisch neu anlegen und künftig dauerhaft pflegen lassen. Ebenso wird ein historischer Grabstein, der hinsichtlich seines Materials aus schwarzschwedischem Granit und seiner Gestaltung dem zerstörten Originalstein sehr ähnelt, über dem restituierten Grabe der Familie Fritz von Bose neu errichtet mit einer entsprechend eingearbeiteten Inschrift.

Wir danken unseren Spendern herzlichst für ihre getätigte großzügige finanzielle Unterstützung.

Alfred E. Otto Paul – am  2. Adventssonntag 2022