Kunstwerk des Jahres 2012

Die Auferstehungsplastik des Generaldirektors Albert Böhme

Vom einstigen Wohlstand des Begründers und Generaldirektors der Delitzscher Schokoladenfabrik, Albert Böhme zeugt noch heute die prächtige Villa in der heutigen Lumumbastraße 15 in Gohlis in unmittelbarer Nachbarschaft der Villa Hupfeld.

Im April 1932 erwirbt Albert Böhme im Tausch gegen seine bestehende Wahlstelle die unmittelbar am östlichen Vorplatz des Feierhallenkomplexes befindliche, mit 72 qm Fläche deutlich größere Wahlstelle No. 356 in der XIV. Abteilung.
In seinem Auftrag errichtet nun der namhafte Leipziger Architekt Oskar Schade eine mehrgeschossige, außerordentlich prächtige Gruftanlage, deren Räume mit kostbarem geschliffenem römischen Travertin ausgekleidet sind. In den Wänden befinden sich zahlreiche halbrunde Nischen zur eventuellen Aufnahme von Prunkurnen mit der Asche von Verstorbenen, die aber bisher nie Verwendung fanden.
Diese gewaltige Gruftanlage wird oberirdisch abgeschlossen mit einer dreigeteilten, stufigen Gruftplatte, die auf einer tonnenschweren Einfassung des Gruftzuganges ruht – die gesamte Gruftabdeckung ist aus sehr teurem Heidenheimer Elfenbein-Marmor gefertigt.

Den Auftrag für die Schaffung der künstlerisch gestalteten marmornen Gruftabdeckung sowie der Plastik »Auferstehung« überträgt der Generaldirektor Albert Böhme an den sehr anerkannten Leipziger Bildhauer Albrecht Leistner (1887-1950), der bereits durch zahlreiche herausragende Grabmalschöpfungen u.a. auch in Hamburg-Ohlsdorf große Beachtung gefunden hatte und sich zu dieser Zeit im Zenit seines künstlerischen Schaffens befand. Ohne Frage entspricht Leistner mit seiner Plastik einem konkreten Wunsch Albert Böhmes – die Darstellung der erhofften, einstigen Auferstehung des Albert Böhme und seiner Ehefrau Antonie. Als Material verwendet Albert Böhme Laaser Marmor aus Südtirol – mehrfach reist Albrecht Leistner nach Südtirol, um einen für das Vorhaben geeigneten makellosen Marmorblock auszuwählen. Im Archiv des Autors befinden sich Fotografien, welche die Ankunft des gewaltigen Marmorblockes auf einem Eisenbahnwaggon auf dem Bahnhof in Stötteritz und dessen Verladung und Transport in Leistners Atelier in der Kaiserin-Augusta-Straße 12 bezeugen.
Hier nun schlägt Albrecht Leistner diese überlebensgroße Figurengruppe aus dem Marmorblock und schafft damit mit Sicherheit eines seiner Hauptwerke und eines der schönsten Grabmäler des Leipziger Südfriedhofes.
Im Herbst 1933 findet dieses große Werk Aufstellung über der Grablege der Familie des Generaldirektors Böhme.

Die in der Plastik dargestellte Ehefrau Albert Böhmes, Antonie Böhme geb. Fiedler, stirbt im Jahre 1943 – das Leben des Generaldirektor Albert Böhme Albert Böhme endet 1947 und er wird als Letzter der hier Bestatteten neben seiner Ehefrau Antonie in dieser Gruft zur letzten Ruhe gebettet.



Die Plastik »Auferstehung« dürfte das letzte Werk von eigener Hand des immer mehr von der Gicht ausgezehrten Albrecht Leistner sein – wenige Jahre später wiegt der 182 cm große Albrecht Leistner nur noch 109 Pfund. Er stirbt 63-jährig im Jahre 1950 als einer der letzten großen Leipziger Bildhauer des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts und folgt nun Werner Stein (1930), Carl Seffner (1932), Kurt Kluge (1940), Felix Pfeifer (1945), Paul Stuckenbruck (1947) und Adolf Lehnert (1948), die gleich ihm bedeutendste Werke der Grabmalkunst auch auf Leipziger Friedhöfen hinterlassen haben.

Albrecht Leistners Grab befindet sich in der V. Abteilung des Südfriedhofes.

Die Lage der Grabstätte Böhme finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig .


Auszugweise zitiert aus:
Alfred E. Otto Paul „ Die Kunst im Stillen“ Band 01, Leipzig 2009