Kunstwerk des Jahres 2014

Die Rössing-Grabpyramide

Renate und Roger Rössing – unzertrennlich im Leben, im Werk und auch im Tode.
Beide werden im Jahre 1929 geboren und Beide studieren Ende der 1940er Jahre Fotografie an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst.
Sie schließen einen Bund fürs Leben und gestalten dieses Leben als ein bemerkenswertes intellektuelles Künstlerpaar in beeindruckender Bescheidenheit.
Großes und Bleibendes ist ihnen vergönnt – etwa einhundert Bücher, brillant getextet und mit beeindruckenden Fotografien bestückt, bezeugen ihre gemeinsame Meisterschaft als Fotografen und Journalisten. Gleichsam sind sie auch bedeutende Chronisten ihrer sächsischen Heimat in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts.

Als im Alter Renate Rössing an schwerster Krankheit leidet, umsorgt Roger Rössing jeden Tag seine Frau mit größter Liebe und Zuwendung in der Ahnung, dass dieses gemeinsame Leben sich dem Ende neigt.
Und als die Sonne des Lebens versinkt und der Nacht des Todes weicht, trifft Roger Rössing seine Anordnungen für die ewige Zeit danach und er bestimmt den Südfriedhof als die letzte Ruhestätte.
Eine unvergängliche Pyramide soll diese Ruhestätte bewahren – das Schicksal hat den Autor ausgewählt, dieses Werk zu vollbringen.
Unmittelbar nach dem Tode von Renate Rössing im Juli 2005 beginnt Alfred E. Otto Paul mit den Planungen für den Entwurf und die Ausführung des Pyramidenbaues.
Roger Rössing lässt dem Autor vertrauensvoll freie Hand bei der Wahl des Standortes, des Materiales etc.. Seine ursprüngliche Standortwahl in der prominenten XVII. Abteilung verwirft Paul, als er von einer Stiftung des kinderlosen Ehepaares zur Förderung der Kunst erfährt und er reduziert deutlich die Kosten mit der Empfehlung des heutigen malerischen Standortes am Teich im Urnenhain.
Anfang August beginnt er die Arbeiten mit der Gründung der Pyramide und dem Bau der Grabkammer; die Fundamente aus Stahlbeton reichen bis in 3 m Tiefe.
Im Oktober 2005 ist das Werk vollendet – Paul hat den Rochlitzer Porphyr für die Grabpyramide gewählt, den seit tausend Jahren aus dem Rochlitzer Berg gewonnen Stein zur Schmückung besonderer Bauten. Gleichsam ist dies ein Symbol der sächsischen Heimatverbundenheit, die den Rössings viel bedeutete.
Der Tod hat dem Roger Rössing nicht nur die geliebte Frau genommen, sondern ihm selbst jeden Lebenswillen. Es ist die Tragik dieser großen Liebe, dass das Schicksal den gemeinsamen Heimgang verhindert und erst im Frühjahr des darauf folgenden Jahres findet auch Roger Rössing seinen ewigen Frieden in der Pyramide an der Seite seiner geliebten Frau.

Gemäß des letzten Willens von Renate und Roger Rössing erfolgt aus den Mitteln der von Ihnen verfügten Stiftung aller zwei Jahre die Verleihung des mit den 5000 Euro dotierten Rössing–Preises. So erstmals geschehen im April 2010 im Leipziger Haus des Buches.




Zitiert aus:
Alfred E. Otto Paul  „Die Kunst im Stillen –Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen“
Band 02  Seite 77

Die Lage der Grabstätte Rössing finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig .