Kunstwerk des Jahres 2016
Das bronzene Grabkreuz der Rosa Clara Erwig (1880–1935 )
Mathias Erwig eröffnete wenig später die noble Herberge als „Erwig´s Hotel Fürstenhof Leipzig“ und führte fortan dieses Haus in die Spitzenklasse der Branche.
Wer aber war dieser so vermögende Mathias Erwig ?
Geboren wurde Peter Mathias Erwig am 23. Dezember 1873 im rheinländischen Mühlheim an der Ruhr, das seinerzeit zu Preußen gehörte.
Er wurde katholisch getauft, was dafür spricht, daß zumindest auch sein Vater ein gebürtiger Rheinländer war.
Dann führte seine Spur nach München, wo er zumindest um das Jahr 1900 im „Bamberger Hof“, dem feinsten Münchner Hotel als Oberkellner arbeitete.
Dieses Hotel gehörte der altansässigen Familie Ohlwerther, die über Jahre auch den berühmten „Löwenbräukeller“ und die Gastronomie des Münchner Hauptbahnhofes bewirtschaftet hatten, wodurch sie als Großabnehmer der Münchner Löwenbrauerei eine bedeutende wirtschaftliche und gesellschaftliche Reputation besaßen.
In dieses Münchner Gastwirtsimperium der Familie Ohlwerther wurde Mathias Erwig aufgenommen, als er am 26.Februar 1902 in der Münchner Bonifatiuskirche die 21-jährige Gastwirtstochter Rosa Clara Johanna Ohlwerther heiratete.
Und es verging kein Jahr, da wurde die nunmehrige Rosa Erwig am 01. Februar 1903 in Nürnberg von einer Tochter entbunden, die man den Namen Margarete taufte.
Durch die Protektion der einflussreichen Familie Ohlwerther wurden Mathias Erwig und seine Frau Rosa am 30.Dezember 1903 die Pächter des berühmten Münchner Löwenbräukellers, der einer Goldgrube glich.
In diese guten Jahre fiel dann 1905 die Geburt des zweiten Kindes der Eheleute Erwig, die Tochter Rosa Maria.
Bis zum Herbst 1911 hatten die Eheleute Erwig mit dem Löwenbräukeller weit über eine Millionen Goldmark verdient und als sich im Jahre 1913 in Sachsens Metropole Leipzig die Möglichkeit bot, das Hotel „Fürstenhof“ zu kaufen, zahlten die Eheleute 1.150.000 Goldmark baren Geldes.
Die fehlenden 50.000 Goldmark steuerte die Schwiegermutter des Mathias Erwig bei, wobei sie dieses Darlehn durchaus mit einem entsprechenden Hypothekeneintrag sicherte.
Und wie seinerzeit das Geschäft im Münchner Löwenbräukeller so außerordentlich ertragreich war, so waren fortan auch die Erträge von „Erwig´s Hotel Fürstenhof Leipzig“äußerst üppig.
Ende 1913 wurde den Eheleuten endlich der ersehnte Sohn Curt geboren.
Die familiäre Welt der Erwigs war in Ordnung, die Geschäfte wurden ordentlich betrieben und die Ehefrau Rosa, die im Milieu des Bamberger Hofes groß geworden war, beherrschte als Patronin den Betrieb des feinen Hotels perfekt in allen seinen Bereichen.
Aber man leistete sich auch ein Leben im Luxus der Zeit, unternahm kostspielige Reisen im In – und Ausland und besonders Mathias Erwig genoss diesen ungeahnten Wohlstand, den das Schicksal ihm gewährte.
Steuerunterlagen belegen einen beständigen Zuwachs des familiären Vermögens.
Am 21. Dezember 1935 aber starb die Ehefrau Rosa im Alter von erst 55 Jahren.Ihr Begräbnis fand am Heiligabend, einen Tag nach dem 62.Geburtstag von Mathias Erwig, in der XXIII. Abteilung des Südfriedhofes in der neu erworbenen Wahlstelle No.358 statt, die Mathias Erwig am gleichen Tage für 3.600 Reichsmark für ein Jahrhundert löste.Im Frühjahr 1936 veranlasste der Witwer die Anpflanzung diverser Gehölze samt Blumen auf der Grabstätte, wofür er die stattliche Summe von 700 Reichsmark zahlte.
Wenig später dürfte das prächtige bronzene Grabkreuz auf der Grabstätte errichtet worden sein, dessen Entwurf vom Architekten Wilhelm Lossow stammte.**
Wenngleich sich nirgends ein entsprechender Hinweis findet, so vertritt der Autor dennoch die Auffassung einer künstlerischen Beteiligung des Bildhauers und Medailleurs Bruno Eyermann an dieser Grabmalschöpfung.
Unzweifelhaft erfolgte der Guss dieses Grabkreuzes in der berühmten Leipziger Bronzegießerei Traugott Noack.
Das noch ganz vom Stil des Art deco geprägte Kreuz ähnelt einem Johanneskreuz, dessen vier Kreuzarme aureolenhaft umschlossen werden durch eine bronzevergoldete Umschrift, die da lautet
„SOLI IN DEO MEA SPES“***.
Am Fuße des Kreuzes findet sich auf einem bronzenen Sockel eine querrechteckige Tafel aus gleichem Material mit dem Namen und den Lebensdaten der hier beerdigten Rosa Clara Erwig geb. Ohlwerther.
** Wilhelm Lossow war ein Sohn des Architekten William Lossow, dem Schöpfer des Leipziger Hauptbahnhofes
*** Allein in Gott ruht meine Hoffnung
Auszugsweise zitiert aus dem unveröffentlichten Manuskript von Alfred E. Otto Paul zur Leipziger Grabstätte des Hoteliers Peter Matthias Erwig.
Der Beitrag erscheint vollständig am 24. September 2016 in der Publikation:
Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen – Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen“ Band 06
Die dringlichst notwendige Restaurierung dieses wertvollen Grabmales soll im Jahre 2016 erfolgen.
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