Kunstwerke des Monats 2009

Dezember 2009

Das Grabmal für den Schiffsarzt der „Emden“ Dr. Ludwig Schwabe

Dr. Ludwig Schwabe wird am 16. September 1885 als Sohn des angesehenen Leipziger Augenarztes Dr. med. Karl Gustav Schwabe geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums studiert Ludwig Schwabe Medizin. Längere Zeit ist er als Schiffarzt für den Norddeutschen Lloyd auf der Hamburg-Amerika-Linie, wird aber im Mai 1914 Assistenzarzt im 77. Artillerieregiment in Leipzig. Bereits Ende Mai 1914 läßt er sich beurlauben und wird wiederum Schiffsarzt – diesmal auf der „Frisia“, einem 10.000-Tonnen-Dampfer des Norddeutschen Lloyd. Während die „Frisia“ Kurs nimmt nach Ostasien, bricht am 01.August 1914 der II.Weltkrieg aus. In Schanghai erreicht die „Frisia“ ein Funkspruch mit der Order, Tsingtau anzusteuern. Am 03.August 1914 trifft die „Frisia“ in Tsingtau ein und der Schiffsarzt Dr. Ludwig Schwabe wird am 06. August 1914 abkommandiert und zweiter Schiffsarzt des kleinen Kreuzers „Emden“.

 Der in einer Danziger Werft gebaute kleine Kreuzer Emden befindet sich seit seiner Indienststellung 1910 in ostasiatischen Gewässern zum Schutz der deutschen Besitzungen. Unmittelbar nach Kriegsausbruch beginnt die erfolgreiche Jagd der „Emden“ auf englische Schiffe. Ludwig Schwabe schreibt in einem Brief an seine Eltern von „einem ausgiebigen Kaperkrieg“ und erwähnt die Versenkung von 15 Dampfern in einem Wert von 35 – 40 Millionen Goldmark.Am 09. November 1914 greift der englische Kreuzer „Sidney“ die Emden unmittelbar vor der Kokosinsel Nord-Keeling an.Während dieses Seegefechtes läuft die Emden auf eine Klippe. Der Beschuß durch die „Sidney“ tötet oder verwundet zahlreiche Matrosen der „Emden“ – Ludwig Schwabe werden durch Granatsplitter vier Zehen des rechten Fußes abgerissen und er hat ein „Loch im Rücken“.

Er schwimmt etwa 70 Meter durch die tosende Brandung der See mit letzter Kraft an das Ufer der Insel Nord-Keeling und ein Kamerad legt den völlig Erschöpften unter eine Kokospalme, um ein wenig Schutz vor der sengenden Hitze zu finden und bedeckt ihn mit Kokosblättern, um der Austrocknung des Körpers entgegenzuwirken. Es fehlt trinkbares Wasser und so stirbt Ludwig Schwabe am 10.November 1914 – verdurstend - an seinen schweren Verwundungen unter dieser Kokospalme.  Ein Leutnant Schall begräbt den toten Kameraden, bedeckt ihn mit Kokosblättern und einem Mantel am nahegelegenen Ufer der Insel.

Der Vater des toten Dr. Ludwig Schwabe erwirbt am 30.September 1915 für 2.700 Goldmark auf einhundert Jahre die Wahlstelle No.76 in der VI. Abteilung des Südfriedhofes und beauftragt mit Prof. Adolf Lehnert einen der bedeutendsten Leipziger Bildhauer mit der Schaffung des Grabmales für seinen in fremder Erde ruhenden Sohn.

Adolf Lehnert entwirft die bildliche Umsetzung der tödlichen Tragödie in diesem Grabmal – drei mächtige Felsen symbolisieren die für die „Emden“ tödlichen Klippen und eine bronzene Kokospalme erinnert an den Ort des furchtbaren Todes seines einzigen Sohnes.

Ein kreisrundes bronzenes Porträtmedaillon zeigt den Schiffsarzt Dr. Ludwig Schwabe in der Blüte seiner Jahre, geschmückt mit der Uniform der kaiserlichen Marine. Am Fuße des Grabmales symbolisiert ein Anker die Hoffnung. Ist es die christliche Hoffnung auf die Aufnahme des toten Sohnes in die göttliche Geborgenheit, ist es die Hoffnung der Eltern auf Tröstung oder ist es gar die Hoffnung, dass der Tod des Sohnes nicht umsonst war und als großer Dienst am Vaterlande verstanden wurde?

Wir wissen es nicht – aber wir denken, dass die Geschichte dieses Grabmales bewahrt werden sollte als ein eindrucksvolles Zeugnis einer unseligen Zeit, in der imperiale Machtgier einzelner Staaten die ganze Welt im Blut ertränkte. Das Einzelschicksal des Schiffsarztes Dr.Ludwig Schwabe steht für Millionen andere Opfer der Kriege des 20. Jahrhunderts.

Die Ausführung der Grabmalanlage verzögert sich. Der Bildhauer Prof. Adolf Lehnert verfertigt in diesen Jahren zahlreiche ähnliche Grabmäler für gefallene Söhne bedeutender Leipziger Familien. So vermelden die Akten den 16.Oktober 1917 als Tag der Fertigstellung des Grabmales.

Später finden auf dieser Grabstätte die Eltern ihre letzte Ruhe und wegen des frühen Todes des Sohnes gibt es keine Erben.

Vorsorglich hatte Vater Dr. med. Karl Gustav Schwabe eine Stiftung in Höhe von 5.000 Reichsmark errichtet, um die Pflege und Unterhaltung der Grabstätte über den Tod hinaus zu sichern.

Die Paul-Benndorf-Gesellschaft zu Leipzig e.V. hat 2009 die Patenschaft für dieses Grabmal übernommen. Sie wird es 2010 restaurieren lassen.

Die Lage der Grabstätte Schwabe finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig

November 2009

Die Grabmalstele des Gastwirtes Georg Grimpe (1853-1927)

Der Name Georg Grimpe ist untrennbar verbunden mit der großen Geschichte des „Thüringer Hofes“ in Leipzig.

Dieses Haus hat eine vielhundertjährige Geschichte und findet schon im 15.Jahrhundert als Gasthaus Erwähnung – seinen Namen verdankt dieses weltberühmte Gasthaus dem aus Thüringen stammenden Friedrich Pietzsch, der das Haus im Jahre 1838 kaufte und auf seinen Wunsch hin vom Leipziger Rat die Erlaubnis bekam, sein Gasthaus fortan „Thüringer Hof“ zu nennen.

1858 erwarb Johann August Grimpe den „Thüringer Hof“ und pflegte besonders die jahrhundertealte Tradition einer bevorzugten studentischen Gastwirtschaft.

Nach dem Tode des Vaters im Jahre 1871 übernahm Georg Grimpe gemeinsam mit seinem Bruder den „Thüringer Hof“. Ab 1877 war Georg Grimpe Alleininhaber.

1888/89 erwarb Grimpe zwei angrenzende Grundstücke und errichtete durch umfangreiche Baumaßnahmen einen neuen „Thüringer Hof“ mit 1.200 Plätzen. Grimpes ausgeprägtes historisches Interesse und seine künstlerischen Neigungen bewirkten die Innengestaltung der zahlreichen Räume und Säle durch namhafte Künstler wie den Bildhauer Prof. Adolf Lehnert oder den Historienmaler Lorenz Clasen.

Seine Mutter, die in hoher sozialer Verantwortung frühzeitig eine tägliche Armenspeisung für Hunderte von Menschen einführte, wurde als „Mutter Grimpe“ von den kleinen Leuten der Stadt hoch verehrt. Nach ihrem Tod im Jahre 1890 ließ Georg Grimpe seiner Mutter hier ein Denkmal setzen.

Und auch Georg Grimpe setzt diese Armenspeisung ganz im Sinne seiner Mutter fort und wird schon zu seinen Lebzeiten zur Legende.

Die Grabstätte der Familie Grimpe befindet sich auf dem neuen Johannisfriedhof. Sein Vater Johann August hatte bereits am 17.Oktober 1860 auf diesem 1846 geweihten Friedhof in der III. Abteilung das Erbbegräbnis No.71 erworben und Georg Grimpe kaufte am 17.Dezember 1892 das benachbarte Erbbegräbnis No.70.

Im Juli 1897 beantragt Georg Grimpe die Errichtung einer Gruft auf dem Erbbegräbnis No.70, die im Dezember 1897 fertiggestellt war.

Nach Abbruch der ursprünglichen Wandstellenarchitektur auf den beiden Erbbegräbnissen No.70 und No.71 entsteht nach den Plänen des bedeutenden Stadtbaurates Prof. Hugo Licht über die gesamte Breite der beiden Erbbegräbnisstellen eine außerordentlich monumentale Wandstellenarchitektur in klassizistischer Prägung.

Als Material wählt man den teuren, aber unvergänglichen schwarz-schwedischen Granit. So entsteht im Jahre 1898 auf dem Neuen Johannisfriedhof mit Sicherheit eine der beeindruckendsten Grabmalanlagen – hier fanden die Verstorbenen der Familie Grimpe ihre letzte Ruhestätte bis auf den heutigen Tag.

So auch Georg Grimpe – am 07. November 1927 wird er im Alter von 74 Jahren hier bestattet. Sein enger Freund Prof. Adolf Lehnert, einer der bedeutendsten Leipziger Bildhauer, fertigt am 07. Februar 1928 auf Pergament den Entwurf einer Grabstele für Georg Grimpe.

Aus Gefreeser Granit schuf Bildhauer Alfred Fränzel die über einen Sockel sich aufbauende konische Stele mit abschließendem profiliertem Gesims, die bekrönt wird mit der lebensgroßen bronzenen Büste des legendären Gastwirts

Georg Grimpe. Adolf Lehnert arbeitet in die Büste seinen Namenszug in bestem Sütterlin ein, versehen mit der Jahreszahl 1928. Eine derartige Signatur wandte Lehnert nur selten an; es ist dies eine künstlerische Geste, die deutlich darauf hinweist, wie nahe ihm der verstorbene Freund Georg Grimpe noch immer war.

Über vierzig Jahre befand sich diese Stele über dem Grabe von Georg Grimpe – die Zerstörung des Neuen Johannisfriedhofes vernichtete auch die prächtige, einst von Stadtbaurat Prof. Hugo Licht geschaffene Grabmalanlage der Familie Grimpe.

Es ist den Nachfahren Georg Grimpes zu danken, dass sie buchstäblich in letzter Minute wenigstens die Grabstele vor der sicheren Zerstörung retteten, indem sie sie auf ein Grab der Familie auf dem Südfriedhof verbrachten. In diesem Grabe ruhen zwei Töchter Georg Grimpes, Margarete und Marie, denen es nicht mehr vergönnt war, in der Familiengrabstätte auf dem Neuen Johannisfriedhof bestattet zu werden. Als diese Töchter in den Jahren 1966 und 1969 starben, war die über hundertjährige Grabstätte der Familie bereits dem Untergang geweiht.

Die bronzene Grabesbüste des Gastwirtes Georg Grimpe wurde auf Initiative von Alfred E.Otto Paul im Oktober 1996 in der Bronzegießerei Noack Leipzig sorgfältig restauriert und anschließend auf der Europäischen Denkmalmesse 1996 in Leipzig präsentiert als ein Zeugnis sepulkraler Denkmalpflege.

Finanziert hat diese Restaurierung in vorbildlichster Traditionspflege der „Thüringer Hof“. Auf Wunsch der Geschäftsleitung vermittelte Paul 1997 einen Zweitguß – und so wird noch heute jeder Besucher beim Betreten des „Thüringer Hofes“ von Georg Grimpe begrüßt als ein Zeichen, dass Grimpes Geist noch heute lebt.

Die Stele finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig.

(Fotos dieser Seite: Archiv Paul, Hans Drechsel, Bernd H.und Monika Becker.)

Oktober 2009

Der Tod des Plato Scutari

Einer der bemerkenswertesten und zukunftsschillernden Persönlichkeiten Leipzigs am Ende des I.Weltkrieges war Plato Scutari – das einzige Kind des Rauchwarengroßhändlers Elias Scutari.

Seine hervorragende Intelligenz und außerordentliche Kreativität bewirkten schon früh, dass er in seiner Vaterstadt Leipzig als eine Art     „ Wunderkind “ angesehen wurde. Theaterstücke aus seiner Feder wurden im Central-Theater bejubelt und auch in der Musik und in der bildenden Kunst wurde er beachtet als ein äußerst begnadeter schöpferischer junger Mann. 

Er war der Stolz der Familie – er war aber auch ein sehr in sich gekehrter Mensch, ein Einsamer in seiner Welt. Trotz aller Überlegenheit gegenüber seinen Zeitgenossen war er nicht imstande, sein Leben zu meistern – ein aufsehenerregender Freitod fernab von seiner Vaterstadt beendete am 25. August 1928 in Berlin sein hoffnungsvolles Leben im Alter von nur 22 Jahren.

Der gesellschaftliche Druck auf die Eltern des aus dem Leben geschiedenen Plato Scutari war immens und Gerüchte stellten die Reputation der angesehenen Kaufmannsfamilie in Frage. Mit dem Erwerb der wohl schönsten Grabstelle auf dem Südfriedhof – am Eingang des Urnenhaines mit Blick auf den Teich in idyllischer Landschaft – bemüht er sich offenbar auch um eine gewisse gesellschaftliche Rehabilitierung seiner Familie. Die Kosten überstiegen deutlich seine wirtschaftlichen Möglichkeiten und er kann diese prächtige Grabstätte nur durch Ratenzahlungen erwerben und auch die Beauftragung des Grabmals dürfte weit seine finanziellen Möglichkeiten übersteigen. Sein Geld stecke in der Firma, erklärt er in einem Schreiben.

Der hochbedeutende Leipziger Bildhauer Prof. Felix Pfeifer erhält den Auftrag zu einer Grabmalplastik - ganz der Hoffnung der Eltern ensprechend – die Wiederauferstehung des toten Sohnes.

Und so fertigt Felix Pfeifer eines seiner prächtigsten Werke – in Südtiroler, schneeweißem Laaser Marmor wird die Figur des auferstehenden Jünglings Plato Scutari aus einem Block gehauen. Ungemein stimmig harmoniert das Grabmal mit dem architektonisch gestalteten Sockel aus römischen Travertin, der heute leider dicht umwachsen ist und sehr bald entfernt werden sollte. Das Grabmal erreicht eine Höhe von 3,30 Meter.

Der Vater Elias Scutari stirbt im Februar 1945 und seine Asche wird hier beigesetzt. Seine Witwe Frieda Scutari lässt 1952 die Asche ihrer 1912 verstorbenen Mutter hierher umbetten.

Ein Geheimnis lüftet sich am 7. Februar 1956: An diesem Tage wird die Asche der Frieda Scutari auf der Grabstätte beigesetzt. Und an diesem gleichen Tage erfolgt hier die Erstbestattung der Asche des vor 28 Jahren gestorbenen  Plato Scutari in einer prächtigen, kunstgeschmückten, von Felix Pfeifer geschaffenen weißen marmornen Urne. 28 Jahre befand sich diese Marmorurne mit der Asche des Sohnes im elterlichen Hause der Scutaris und erst nach dem Tode der Mutter gelangte Plato Scutari in sein Grab. So sind sie nun in diesem Grabe unter dem Denkmal für immer vereint – der Sohn, seine Eltern und seine Großmutter.  

Alfred E. Otto Paul

Die Lage der Grabstätte von Hase finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig.

(Die Fotos von Bernd H und Monika Becker zum Vergrößern anklicken!)

September 2009

Das Grabmal des Bankdirektors Arthur Schindler

Mit der ersten umfassenden Erweiterung des Südfriedhofes ab 1898 entstand im Jahre 1901 unmittelbar am Haupteingang der heutigen Prager Straße auch die XVII. Abteilung – vorsorglich den gehobenen Ansprüchen des gutsituierten Mittelstandes entsprechend,ist sie von Anbeginn bis zum heutigen Tage die teuerste Abteilung dieses Friedhofes und beeindruckt durch die zahllosen hundertjährigen Rhododendren.

 

Hier erwirbt am 17.Dezember 1928 Martha Schindler für 2.000 Reichsmark das Erbbegräbnis No.41 und lässt an gleichem Tage ihren drei Tage zuvor  verstorbenen Ehemann, den Bankdirektor Arthur Schindler, in einem gediegenen Eichensarg beerdigen.

Offenbar entschließt sich die Witwe erst Wochen nach dem Begräbnis ihres Mannes zur Aufführung einer sehr individuellen, stimmungsvollen Grabmalanlage mit einigem Flächenbedarf. Als man im Juni 1929 mit der Errichtung der Grabmalanlage beginnt, stellt sich heraus, dass der Sarg Arthur Schindlers an ungünstiger Stelle des Erbbegräbnisses in die Erde kam und nun die Herstellung der vorgeschriebenen 2,50 Meter tiefen Fundamente unmöglich macht. Deshalb erfolgt eine Grabesöffnung und der Sarg Arthur Schindlers findet in einem -  deutlich vor der zu schaffenden Grabmalanlage ausgehobenen Grab Aufnahme.

Danach erfolgt die Errichtung der Grabmalanlage in schlichtester und privatester  Manier als ein zweistufig erhöhter und  dreiseitig umfriedeter Nischenbezirk mit beidseitig eingestellten Ruhebänken für die trauernden Hinterbliebenen. Ganz bewusst verzichtete die Witwe als Auftraggeberin auf die meist übliche bürgerstolze eitle Repräsentation und schafft so ein ganz intimes, durchaus von Melancholie und Demut geprägtes Refugium der Besinnung in Trauer und der Totenehrung.  

Die emotionale Wärme dieses Grabstättenrefugiums wird deutlich unterstützt durch das gewählte Material – es ist kein kalter Marmor, kein repräsentativ polierter Granit, sondern ein warmer und in seiner graugelben Tönung der Stimmung wohltuender römischer Travertin.

Vollends geadelt wird dieses Refugium durch die mittig auf einem kräftigen Sockel aufgesetzte bronzene Plastik „ Betendes Mädchen “, welche die Grundstimmung der Gesamtanlage unendlich steigert und jeden Betrachter in der Tiefe seiner Seele berührt.

In ihrer unschuldigen Nacktheit verweist sie auf die Zeitlichkeit aller irdischen Güter und das eigentliche göttliche Geschenk des Lebens. Obwohl voller tiefer Trauer, hadert sie nicht mit dem Gesetz des Todes – sie betet, wie man nur gläubig beten kann in der Hoffnung auf einen gnädigen Gott, der die Toten einst aufnehmen möge in sein ewiges Reich.

Mit feiner künstlerischer Sensibilität korrespondieren die bronzenen Lettern mit den Namen der Verstorbenen an der Rückwand der Nische mit der herrlichen bronzenen Plastik.

Dieses Gesamtkunstwerk wirkt in dem deutlichen Verzicht auf öffentliche Repräsentation um so wirkungsvoller und zählt ohne Frage zu den anrührendsten und gefühlvollsten Werken auf unseren Leipziger Friedhöfen überhaupt.

Erst 55jährig verstarb 1936 Martha Schindler und wurde hier neben ihrem Mann beerdigt.

Als Schöpfer dieser Grabmalanlage weist die Akte den Architekten Gustav Adolf Jacobi aus. Allerdings ist sich der Autor hier sehr sicher, dass die Autorenschaft des Entwurfes dem bedeutenden Leipziger Architekten Georg Wünschmann ( 1868 – 1937 )zuzuschreiben ist. Wünschmanns eigene Grabmalanlage weist eine verblüffende Ähnlichkeit auf und auch andere von Georg Wünschmann geschaffenen Grabmalanlagen, wie bspw. des Tuchfabrikanten Paul Knauer, zeigt den gleichen Duktus.

Die 150 kg schwere Bronzeplastik danken wir dem bekannten Dresdner Bildhauer Richard Fabricius ( 1863 – 1923 ). Gegossen wurde sie in der Württembergischen Metallwarenfabrik Geislingen.

Alfred E.Otto Paul

Die Lage der Grabstätte Schindler finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig

Fotos: Bernd H und Monika Becker

August 2009

Grabmal Kommerzienrat Ludwig Hupfeld (1864-1949)

Einer der erfolgreichsten Leipziger Unternehmer des 20. Jahrhunderts war der aus der Nähe von Fulda stammende Ludwig Hupfeld, der nach solidester kaufmännischer Ausbildung im Jahre 1892 nach Leipzig kam und hier sofort nach dem Erwerb der Musikautomatenfabrik J.M.Grob & Co. die Ludwig Hupfeld Musikwerke begründete. Mit immer neuen Entwicklungen auf dem Gebiet der mechanischen Musikinstrumente entwickelte sich dieses Unternehmen nach dessen Fusion mit der Gebr. Zimmermann AG zum größten europäischen Unternehmen dieser Branche.

Bereits 1910 beschäftigte Ludwig Hupfeld in seiner Fabrik in Böhlitz-Ehrenberg bei Leipzig 1.500 Mitarbeiter.

Bedingt durch den Kriegstod seines 43-jährigen Schwagers, des Majors Alfred Beyer, erwirbt der Kommerzienrat Ludwig Hupfeld am 17.Januar 1919 die Wahlstelle No.146 in der XII. Abteilung des Leipziger Südfriedhofes und läßt eine 3,30 Meter tiefe Gruftanlage in der üblichen Größe von ca. 25 Quadratmetern errichten.

Für die Ausführung des Grabmales wählt Hupfeld mit Kurt Kluge einen hervorragenden Leipziger Künstler. Der gebürtige Leipziger Lehrerssohn folgt in seiner Profession seinem Vater und wird Lehrer an der Nikolaischule, als er seine Kunststudien an den Akademien von Leipzig und Dresden beginnt. Mit seinen künstlerischen Arbeiten auf dem Gebiet der Grafik überzeugend, widmet er sich ab 1911 auf Anraten Max Klingers der Bildhauerei und schafft auch hier Bemerkenswertes. Nach schwester Kriegsverletzung 1916 bei Langemarck widmet sich Kurt Kluge in Zusammenarbeit mit dem bedeutenden Bronzegießer Traugott Noack dann dem Erzguß. Er wird 1921 Professor für Erzguß an der Kunstakademie Berlin.

Furore macht Kluge später noch als Schriftsteller. Sein 1938 erschienenes Buch "Der Herr Kortüm" wurde ein Bestseller.

Die Plastik "Mädchen mit Grabengel" schuf Kurt Kluge in den Jahren 1919/20 und zeigte ohne Frage seine vollendete Meisterschaft als bedeutender Bildhauer. Als Material wählte Kluge weißvioletten schlesischen Marmor auf einem Sockel aus Beuchaer Granit; die Gesamthöhe des Grabmales erreicht 285 Zentimeter. Der engelhafte Genius mit seinen gewaltigen Flügeln drückt unmißverständlich Behütung und Schutz für die Heimgegangenen aus und will Mut machen für die Überwindung der Angst vor dem Tode. Die Plastik vermittelt durchaus einen Hauch von Paradies und verweist so auch auf die zuversichtliche Hoffnung auf das Reich Gottes und die Auferstehung von den Toten. Dieses Grabmal zählt zweifellos zu den wichtigsten Kunstwerken auf Leipziger Friedhöfen.

Allerdings hat sich in den letzten Jahren dessen Zustand erheblich verschlechtert und eine restauratorische Bearbeitung ist unbedingt geboten.

Dieser so universell gebildete Künstler starb viel zu früh im Alter von 54 Jahren und zwar bei einem Künstlerbesuch an der Westfront im Fort Eben-Emael bei Lüttich in Flandern. Am 26. Juli 1940 erlitt er dort den Herztod. Begraben wurde er auf einem Friedhof in Berlin-Zehlendorf, wo er die letzten Jahre gelebt hatte. Eine bronzene Tafel an seinem dortigen Hause erinnert noch heute an diesen wichtigen Künstler.

Die Lage der Grabstätte Hupfeld finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig

Juli 2009

Die Grablege der Familie Kommerzienrat Hugo Haschke

Der Zigarrenfabrikant und Zigarrenhändler Kommerzienrat Hugo Haschke gehört zweifellos zu den bedeutendsten Mäzenen des Leipziger Kunstlebens um die Wende zum 20. Jahrhundert. Zahllose Erwerbungen hat allein das Grassi-Museum für angewandte Kunst ihm zu danken, der dies in großzügiger Weise ermöglichte. Auch den weltweit berühmten Löwenbrunnen am Leipziger Naschmarkt hätte es ohne die Finanzierung durch Hugo Haschke nie gegeben. Er entstand 1918 nach Entwürfen von Professor Hugo Licht. Die Stiftung des Löwenbrunnens war die letzte große Tat für das Gemeinwohl der Leipziger. Er starb unerwartet im gleichen Jahre der Fertigstellung des Brunnens am 19.August 1918 im Alter von nur 53 Jahren.

Zwei Tage nach dem Tod erwarb sein Sohn Dr.jur. Carl Haschke die Wahlstelle No.132 in der XI. Abteilung des Südfriedhofs und läßt den Vater hier begraben. Allerdings entschließt er sich wenige Tage nach dem Begräbnis des Vaters zur Errichtung einer dem würdigen Andenken an den Vater angemessenen und durchaus seinen wirtschaftlichen Verhältnissen entsprechenden Grabstätte. Für diese Vorhaben aber ist die bisherige mit 60 Quadratmetern Fläche zu gering und so erwirbt er am 28.August 1918 die deutlich größere Wahlstelle No. 156 in der XIV. Abteilung des Südfriedhofes.

Ein sehr namhafter Leipziger Architekt, Otto Paul Burghardt, dessen Büro eine eigene Abteilung für Grabmalkunst unterhielt, erhält nun den Auftrag für die Planung und Ausführung der Grablege für Hugo Haschke und seine Nachfahren.Der Architekt, durchaus stilistisch mehr der Moderne verpflichtet, realisiert nun eindeutig die Wünsche und Vorstellungen des jungen Carl Haschke als Auftraggeber. So entsteht im Jahr 1919 der aus Muschelkalkstein errichtete sehr schöne neogotische Chorraum mit aufwändigem bauplastischem Schmuck des Bildhauers Reinhold Carl. Von gleichem Bildhauer ist auch das bronzene Bildnisrelief des Hugo Haschke posthum gefertigt. Interessant sind die im Chorraum angebrachten bronzenen Sargschilder der in der dem Chorraum vorgelagert in einer Gruft bestatteten Mitglieder der Familie Haschke. Jedes dieser Schilder wird nach dem Tod in zwei Exemplaren gegossen - einmal für den Chorraum und dann für die Kennzeichnung des Sarges. Die ursprünglich gestaltete Form dieser Sargschilder wird seitdem von den nachfolgenden Generationen immer beibehalten und ist ikonografisch sehr interessant: Wir sehen links eine aufrecht stehende  brennende Fackel als  Symbol der Geburt und rechts eine nach unten gesenkte erlöschende Fackel als Zeichen des vergangenen Lebens. Zwischen diesen beiden Fackeln sehen wir einen Faden, den wir unschwer als den Lebensfaden der römischen Schicksalsgöttinnen Nona, Decuma und Morta erkennen und der Künstler arbeitet hier auch in der Mitte des Fadens etwas schalkig eine Schleife ein und bezeichnet so die Lebensmitte als des Menschen schönste Zeit.

Die ursprünglich vorhandenen wertvollen Bleiglasfenster mit niederrheinischer Glasmalerei wurden etwa 1992 von angeblich beauftragten Handwerkern am hellichtem Tag ausgebaut und sind seitdem verschwunden. Gut geplant hatten die Kunsträuber vorher eine Schablone gefertigt und bauten die bis heute bestehende Verglasung ein.

Inmitten des großzügig angelegten Grabbezirkes entdecken wir die lebensgroße Bronzeplastik eines jungen Mannes. Es ist ein Auftragswerk des Kommerzienrates Hugo Haschke. Der bedeutende Künstler Bernhard Hoetger stellt hier den wiederauferstandenen Hugo Haschke dar - ganz in der Auffassung der Zeit, daß die Toten bei der erhofften Auferstehung als junge Menschen in voller Lebensblüte und frei von allen Krankheiten in ein neues Leben treten. Getreu dem biblischen Wort "Nackt wirst Du geboren...", sind bei derartigen plastischen Darstellungen der Auferstehung  die Betroffenen immer unbekleidet. Diese außerordentlich wertvolle Plastik entstand 1910 in Paris und wurde auch dort gegossen. Aus Sorge um einen Diebstahl gleich zweimal und so finden wir heute ein zweites Original in der Bremer Kunsthalle.

Insgesamt haben wir mit dieser Grabmalanlage ein letztes großes Zeugnis der Nobilitierten einer untergegangenen Epoche. Während diese Grablege errichtet wird, stirbt auch das Deutsche Kaiserreich nach einem sinnlosen, verlorenen Weltkrieg. Und mit dem daraus resultierenden anschließenden Verfall aller Geldeswerte enden auch weitgehend die wirtschaftlichen Möglichkeiten des Bürgertums zur künftigen Schaffung derartig beeindruckender Grablegen.

Alfred E.Otto Paul


Die Lage der Grabstätte Haschke finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig

Die Fotos machten Bernd H.und Monika Becker

Juni 2009

Josef Magr´s Toteninsel

Das Grabmal des Baumeisters Heinrich Bruno Oehlschlegel

Am 7.Juli 1899 erwirbt der bedeutende Leipziger Baumeister Heinrich Bruno Oehlschlegel auf dem Leipziger Südfriedhof die Wandstelle No.66 – einen Tag später beerdigt er hier seine früh verstorbene Frau Antonia Alwine.

Unmittelbar nach dem Begräbnis der Ehefrau beauftragt nun Heinrich Bruno Oehlschlegel den Leipziger Architekten Max Pommer ( 1847 – 1915) mit dem Entwurf eines Grabmales für diese Wandstelle, den künftigen Begräbnisplatz seiner Familie.

Während Pommer an den Entwürfen für das Grabmal arbeitet, stirbt nach wenigen Wochen sein Auftraggeber Heinrich Bruno Oehlschlegel 59-jährig den Herztod – gerade hatte der Baumeister Oehlschlegel mit dem Bau der von Baurat Julius Zeißig geplanten Paul-Gerhardt-Kirche in Connewitz eines seiner wichtigsten Werke vollendet.

In Anbetracht dieses unerwarteten Todes des Baumeisters verwirft nun Max Pommer die vorangegangenen Planungen des Grabmales und stellt jetzt künstlerisch die Persönlichkeit des Baumeisters ikonografisch in das Zentrum seiner Endfassung. Der Königlich-Sächsische Baurat Max Pommer liefert nun den Entwurf einer trutzigen, von Zinnen bekrönten romanischen Portalfassade mit kräftigem friesgeschmückten Rundbogen. Die Zinnen werden beidseitig flankiert mit einem erhöhten Kreuz und drachenartige Wesen symbolisieren die stetige Abwehr des Bösen.

Wappengleich sehen wir reliefartig aus dem Granitgestein gearbeitet die Insignien des Berufsstandes von Heinrich Bruno Oehlschlegel – Winkel, Zirkel, Lot und Kelle des Baumeisters. Im Scheitel des Rundbogens findet sich reliefartig ein Stundenglas gearbeitet als Zeichen der Vergänglichkeit des Lebens.

Wie alle bedeutenden Architekten, so hatte auch Max Pommer ein festes Bündnis der Zusammenarbeit mit einem ausgewählten Bildhauer. Der Architekt Max Pommer und derüberragende Bildhauer Josef mager ( 1861 – 1924) waren die ideale Symbiose, wenn es galt, Kunst und Architektur optimal zu verschmelzen. So ist der absolut künstlerische Höhepunkt dieses großen Werkes der Grabmalkunst das bronzene Relief innerhalb des portalartigen Rundbogens – eines der besten Werke Josef Magr´s.

Der auf dem Relief abgebildete sitzende Mann im Gewand eines Pilgerers ist der Baumeister Heinrich Bruno Oehlschlegel, dessen Leben sich vollendet hat. Schicksalsergeben faltet er die Hände in Demut – der vor ihm liegende Pilgerstab ist zerbrochen, die irdische Wanderung ist beendet. Linksseitig erkennen wir deutlich die Connewitzer Paul-Gerhardt-Kirche als sein letztes Werk – die aufgehende Sonne symbolisiert den ewigen Ruhm, den er sich mit seinem Lebenswerk gesichert hat.

Dominierend prägt das Relief der engelartige Todesbote, den wir immer wieder in Werken Josef Magr´s entdecken – das Antlitz ist verhüllt mit dem Schleier der Trauer, mit beiden Händen hält er einen geschlossenen Ring in die Höhe und bedeutet damit, dass sich der Lebenskreis für immer geschlossen hat. Es ist vollbracht. Dieser Engel des Todes ist ein guter und barmherziger Bote, der Heinrich Bruno Oehlschlegel nun in das ewige, unvergängliche Reich geleitet.Und dieses ewige Reich sehen wir ganz rechts auf diesem Bildnis – es ist unverkennbar das Motiv der Toteninsel von Arnold Böcklin, es ist ein stiller Ort, eine Gräberinsel. Kräftige kannelierte Säulen flankieren den Eingang in dieses Reich der Toten und wir sehen dahinter inmitten eines mediterranen Zypressenhaines die Grabkreuze und Grabtempel der Ewigen. Dieses gewaltige Relief wird umrahmt vom Lorbeer - und dem Ginkgobaum als Zeichen des ewigen Ruhmes und der Unvergänglichkeit.

Hier zeigt sich die große künstlerische Gewichtigkeit des Bildhauers Josef Magr sowie auch seine außerordentliche handwerkliche Begabung – er war ein Meister des Flachreliefs wie nur wenige andere Bildhauer.

Dieses so bedeutsame Werk der Leipziger Sepulkralkultur wurde im Jahre 1901 in der Leipziger Bronzegießerei Traugott Noack gegossen und auf Initiative des Autors 1997 durch die gleiche Werkstatt umfassend restauriert. Vor wenigen Wochen wurde das Relief auf Initiative der Paul-Benndorf-Gesellschaft zu Leipzig durch die Bronzegießerei Noack gründlichst gereinigt und mit einer speziellen Wachsschicht für die nächsten Jahre konserviert.

Im Jahre 1915 starb der Architekt Max Pommer – im Jahre 1924 endete das Leben Josef Magr`s. Nicht unweit von diesem bedeutenden Grabmal für den Baumeister Oehlschlegel haben auch sie ihre letzte Ruhestätte auf dem Südfriedhof gefunden.

Alfred E.Otto Paul

Die Lage der Grabstätte Oehlschlegel finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig Fotos: Bernd H. und Monika Becker

Mai 2009

Das Grabmal des Geheimen Hofrates Oscar von Hase

In der X. Abteilung des Südfriedhofes entdecken wir das imposante Grabmal für die Familie des Großherzoglich – Weimarischen Geheimen Hofrates und Verlagsbuchhändlers Dr.phil. Oscar von Hase. Ursache für die Entstehung dieses Grabmales war der Tod des Sohnes, des Oberleutnants zur See Karl von Hase bei einer Verunglückung am 28. Oktober 1909 in Cuxhaven.

Oscar von Hase erwirbt die Wandstelle No.106, lässt hier seinen Sohn bestatten und beantragt die Errichtung dieser Tempelfassade als eine originale Nachbildung des berühmten Nike-Tempels der Akropolis bei Athen.
In seinem Antrag vom 01.Februar 1910 schreibt Oscar von Hase, dass sein Vater, der berühmte Jenaer Theologieprofessor Karl August Hase ( geadelt 1883 ) im Jahre 1854 auf einem Berge in der Nähe von Jena einen Tempel errichten ließ, der geschmückt war mit der Fassade des Nike –Tempels.
Diese Fassade bestimmte der Professor Karl August von Hase (1800 – 1890) dann testamentarisch für die Schmückung seines Erbbegräbnisses auf dem Jenaer Johannisfriedhof.

Der Sohn Oscar von Hase (1846 – 1921), der auch Vorsteher des Börsenvereins des deutschen Buchhandels war, griff nun diese Tradition der Familie auf und wählte ebenso wie sein Vater diese Tempelfassade zum Grabmal seiner Familie auf dem Leipziger Südfriedhof. Als Architekten benennt Oscar von Hase den Baurat Prof. Bruno Eelbo.
Leipzigs Stadtbaurat Otto Wilhelm Scharenberg genehmigt das Baugesuch mit der schriftlichen Bemerkung „ Es ist mit großer Freude zu begrüßen, dass auf dem Südfriedhofe der Nike – Tempel auf der Akropolis zu Athen erstehen soll “.
Der bedeutende erste Direktor des Südfriedhofes, Gustav Mönch, gibt die Anregung, die Tempelfassade nicht in die Wandstellen zu integrieren, sondern freistehend am heutigen Standort zu errichten. Oscar von Hase will diesem Vorschlag allerdings nicht folgen, weil dieser Standortwechsel auch eine Exhumierung der Leiche seines Sohnes zur Folge hätte.
Gustav Mönch aber sichert ihm zu, dass dies unter seiner persönlichen Aufsicht in aller Ruhe und mit größter Pietät durchgeführt würde.
Von besonderer Bedeutung war es dem Bauherrn, dass als Material der Kalkstein seiner „ geliebten thüringischen Heimat “ verwendet wird und die ionischen Säulen monolitisch aus einem Block gehauen wurden.
Seit 1910 ist dies nun die Familiengräbstätte der Familie von Hase. Die eingearbeitete Schrifttafel mit den Namen der hier Bestatteten hat eine interessante Überschrift, die lautet„ Nach freudiger Arbeit“ – es ist dies der letzte Satz aus dem Testament Oscar von Hase`s vom 10. Juni 1912 und gleichzeitig Auftrag für alle nachfolgenden Generationen.

Die Lage der Grabstätte von Hase finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig 

April 2009

Trauernder Jüngling

Seit über einhundert Jahren steht diese hervorragende Plastik auf dem Erbbegräbnis No.333 in der III. Abteilung des Friedhofes Leipzig-Lindenau .
Im Jahre 1907 wurde dieser trauernde Jüngling aus dem besonders festen naxischen Marmor gehauen als Grabmal des hier bestatteten sehr begüterten Zeitungsverlegers Johann Friedrich Lindner und seiner Ehefrau Amalie Theresia Lindner.
Alle Kunsthistoriker , die sich in den vergangenen Jahren mit dieser Plastik beschäftigt haben , schreiben diese bemerkenswerte Arbeit dem bedeutenden Leipziger Bildhauer Carl Seffner zu. Die Plastik ist in einem noch recht guten Zustand – allerdings muss in absehbarer Zeit hier eine restauratorische Bearbeitung erfolgen . Sie gehört zu den schönsten Grabmälern und ist viel zu bedeutsam , als dass man ihre Erhaltung vernachlässigen darf.
Der „ Jüngling“ befindet sich in privatem Eigentum – der Erwerb eines Nutzungsrechtes durch eine Grabmalpatenschaft ist für den Eigentümer allerdings vorstellbar. Informationen erhalten Sie über unsere Gesellschaft.

März 2009

Grabmal Familie Najork (März 2009)

Der Tod ihres Mannes, des Papierfabrikanten Najork , begründete den Erwerb der Wandstelle No.27 auf dem Leipziger Südfriedhof durch die Witwe Anna Auguste Christiane Najork am 11.Februar 1895.

Die außerordentlich bedeutsame alteingesessene Steinmetzfirma E.F. Einsiedel beantragt am 30.Oktober 1895 die Genehmigung zur Errichtung dieses Grabmales, dessen Entwurf ein Gemeinschaftswerk des wohl bedeutendsten Leipziger Stadtbaurates, Hugo Licht , und des Bildhauers Christian Behrens darstellt.

Aus dieser beeindruckenden klassizistischen Grabmalarchitektur aus Granit und Marmor entspringen wie ein Aufbruch in eine neue Zeit der Kunstgeschichte über dem Giebelgebälk der Scheintür die schönsten und reinsten floralen Motive des Jugendstils – und dieser Jugendstil entfaltet sich dann so unübersehbar in den seitlichen Reliefs mit ihren opulenten weiblichen Gestalten in den wehenden Gewändern voller Dynamik aber auch voller Tragik.

Während die rechtsseitig Dargestellte auf das Tor zuschreitet auf dem Weg in die Zeit danach, tröstet sie sich und die Lebenden durch ihre schicksalhafte Botschaft in dem Vers von Horaz „ Wir werden alle an den gleichen Ort gezwungen“. Die linksseitig Dargestellte hat die irdische Schwelle bereits überschritten und sie scheint nicht unglücklich – aber sie mahnt die Lebenden mit dem biblischen Zitat „ Kein Jota wird verloren gehen“.

In dieser stilistischen Klarheit des Werkes dürfen wir durchaus das älteste Zeugnis des Leipziger Jugendstils erkennen.

Umso bedeutungsvoller und notwendiger ist der Erhalt dieses großen Werkes der Leipziger Sepulkralkultur, das sich seit 1995 im Eigentum der Stadt Leipzig befindet und dringend einen Paten sucht zu seinem Erhalt.

Die Paul-Benndorf-Gesellschaft hat im Rahmen eines Arbeitseinsatzes erst kürzlich zerstörenden Pflanzenbewuchs hier entfernt und wird sich dem Erhalt dieses einmaligen

Meisterwerkes der Grabmalkunst in Zukunft in besonderem Maße widmen.      

Die Lage der Grabstätte Najork finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig

Februar 2009

Die Wandstelle No.105 auf dem Leipziger Südfriedhof erwirbt im Januar 1909 der Leipziger Kaufmann Heinrich Schaub.

Schaub beauftragt den bedeutenden Leipziger Architekten Emil Franz Hänsel mit dem Entwurf eines Grabmales und dieser schafft nun diese monumentale Anlage im strengen Stil des Klassizismus aus poliertem Granit mit mäanderbandgeschmücktem Abschluß – die Ausführung liegt in den Händen des Leipziger Bildhauers Otto Wutzler.

Der künstlerische Höhepunkt der Gesamtanlage ist die bronzene Plastik eines knieenden Jünglings vor einer Scheintür , die auf das ewige Reich der Toten hinweist . Dieses Werk des Grazer Bildhauers August Rantz erhielt einst auf der Weltausstellung in St.Louis eine Goldmedaille.

Das Nutzungsrecht der Wandstelle No. 105 ist vor wenigen Wochen erloschen und kann neu erworben werden – dieses eindrucksvolle Grabmal, das zu den schönsten Werken auf dem Südfriedhof gehört, kann ein künftiger Erwerber der Grabstätte im Rahmen einer Patenschaft für sich nutzen.

Die Lage der Grabstätte Schaub finden Sie auf der Karte des Südfriedhofs Leipzig .

Januar 2009

Blumenstreuende Frau von Heinrich Wadere (Januar 2009)

Die bedeutende Plastik zeigt lebensgroß eine blumenstreuende Frau und ist ein Werk des außerordentlich bedeutsamen Münchener Bildhauers Akademieprofessor Heinrich Wadere ( 1865 Colmar - 1950 München ), der als namhafter Vertreter der Münchener Schule gilt.

Wadere gehört zu den führenden Schöpfern seiner Zeit auf dem Gebiet der Grabmalplastik und seine Werke finden sich in vielen europäischen Ländern als auch in den USA sowie in Südamerika. Diese auf dem Leipziger Südfriedhof in der XII. Abteilung befindliche Grabplastik schuf Wadere um 1915 – allerdings haben wir keine Kenntnis, wann dieses so schöne Werk durch wen auf den Südfriedhof gelangte. Durch eine mögliche Grabmalpatenschaft kann man auf unbegrenzte Zeit das Nutzungsrecht an dieser wertvollen Plastik erwerben.