Kunstwerke des Monats 2022
Die Grabstätte des Leipziger Malers Arno Rink (1940 – 2017)
Nur wenige Meter entfernt vom schlichten Grabe seines großen Lehrers Werner Tübke (1929-2004) fand im Jahre 2017 auch der Leipziger Maler Arno Rink in der II. Abteilung des Südfriedhofes seine letzte Ruhestätte. Beide haben die Schlichtheit ihres Grabes gewählt für diesen letzten Ort in der irdischen Welt und ernten damit die Sympathie der Demütigen – auch Bernhard Heisig, der andere große Lehrer Arno Rinks, ruht in einem schlichten Grab im havelländischen Strohdene. Wie einst Tübke oder Heisig, so wirkte auch Arno Rink als Rektor der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst, wurde mit zahlreichen bedeutenden Auszeichnungen geehrt. Unter den vielen Schülern Arno Rinks, die außerordentlich erfolgreich auch internationale Bedeutung erlangten, sei hier an Neo Rauch und Michael Triegel erinnert, die ihrem großen Lehrer die letzte Ehre erwiesen, als seine Asche in diesem Grabe beigesetzt wurde.
Auf dem schlichten sandsteinernen Grabstein, dessen raue Oberfläche mit dem Spitzeisen geschaffen wurde, findet sich ein hochrechteckiges bronzenes Bildnis mit dem Antlitz des Malers Arno Rink – geschaffen vom Leipziger Bildhauer Markus Gläser, gegossen vermutlich in der Kunstgießerei Bildguss Gebr. Ihle in Dresden.
Alfred E. Otto Paul
Bronzeplastik "Gesicht zeigen" auf dem Grabe von Mattheuer
Der Leipziger Künstler Wolfgang Mattheuer zählte bis an sein Lebensende – er starb an seinem 77. Geburtstag am 07. April 2004 im Leipziger Diakonissen-Krankenhaus – zu den prominenten Persönlichkeiten der Leipziger Kunstwelt. Gemeinsam mit Bernhard Heisig, Werner Tübke und Willi Sitte zählte Mattheuer einst zu den Mitbegründern der sogenannten Leipziger Schule, sein Werkschaffen erlangte internationale Beachtung, er wurde mit zahlreichen Ehrungen bedacht. Breit war das Spektrum seiner künstlerischen Arbeiten – Malerei, Grafik und auch der plastischen Gestaltung, der er sich ab 1971 zuwandte, galt seine kreative künstlerische Betätigung. Noch bevor im Jahre 1984 sein wohl wichtigstes plastisches Werk, der „Jahrhundertschritt“ entstand, hatte Mattheuer 1981 seine Plastik „Gesicht zeigen“ geschaffen – ein Werk voller Symbolkraft und kritischer Weltsicht, aber auch großer Interpretationsbreite. Von den insgesamt sieben Bronzeabgüssen dieses Werkes wurde als Standort des sechsten Gusses das Grab des Künstlers bestimmt. Das etwas überlebensgroße Werk hat samt Plinthe eine Gesamthöhe von cirka 220 cm, die Plinthe weist das Monogramm W M 6 / 7 und die Jahreszahl 81 auf, es fehlt ein Verweis auf die Gussstätte.
Mattheuers Witwe Ursula Mattheuer-Neustädt verfügte im Jahre 2006 die Gründung der in Leipzig ansässigen Ursula Mattheuer-Neustädt und Wolfgang Mattheuer-Stiftung, die sich der Bewahrung des künstlerischen Werkes, seiner wissenschaftlichen Bearbeitung und aber auch der öffentlichen Erlebbarkeit des Gesamtwerkes des Künstler-Ehepaares widmet. Nach nahezu siebzehnjähriger Witwenschaft starb Ursula Mattheuer-Neustädt am 13. März 2021 hochbetagt im 95. Lebensjahr und fand an der Seite ihres Mannes ihre letzte Ruhestätte.
Alfred E. Otto Paul
Die Grabskulptur des Bildhauers Prof. Klaus Schwabe
In der II. Abteilung des Leipziger Südfriedhofes findet sich die sogenannte „Künstlerabteilung“, ein vor Jahren angelegtes Grabfeld, welches unmittelbar angrenzt an das Sepulcrum Universitatis Lipsiensis, ein privilegiertes Grabfeld der Universität. Seitdem ruhen in der Künstlerabteilung zahlreiche prominente Persönlichkeiten wie der Malerfürst Werner Tübke, der Gewandhauskapellmeister Kurt Masur, der Architekt Rudolf Skoda, der Grafiker Peter Sylvester, die Mundartdichterin Lene Voigt, der Kunsthistoriker Klaus Werner und viele andere unvergessene Persönlichkeiten.
Vor fünf Jahren wurde hier die Asche des namhaften Leipziger Bildhauers Professor Klaus Schwabe beigesetzt, dessen Grab die von ihm selbst geschaffene Marmorskulptur ziert. Schwabe, dessen künstlerischer Aufstieg bereits in jungen Jahren begann, schuf ab 1970 gemeinsam mit den renommierten Künstlern Frank Ruddigkeit und Rolf Kuhrt in Leipzig das Monumentalrelief „Aufbruch“ für das neu errichtete Hauptgebäude der damaligen Karl-Marx-Universität. Zahlreiche Ehrungen wurden ihm zuteil, 1986 erfolgte seine Berufung zum Professor und 1989 erhielt er den Nationalpreis III. Klasse der DDR für Kunst und Literatur. Längst war er beteiligt an internationalen Kunstausstellungen, so auch ab 1984 auf der Biennale in Venedig, es folgten Modena, dann Bologna.
Den carrarischen Marmorblock brachte er einst von der Biennale Venedig nach Leipzig – daraus schuf er viele Jahre später sein stelenartiges Grabmal, welches unverkennbar an Auguste Rodin´s „Denker“ erinnert. Schwabes zeitiger Tod gönnte ihm nicht, dieses sein letztes Werk zu vollenden. Er starb am 11. Oktober 2017, genau ein Jahrhundert nach Rodin.
Alfred E. Otto Paul
Die Restaurierung des Grabmales für Dr. Fritz Rehwoldt
Bereits im Band No.04 dieser Publikation haben wir über die tragischen Hintergründe der Entstehung dieses bemerkenswerten Grabmales ausführlich berichtet. Nachdem der namhafte Grafiker Alois Kolb, seit 1907 Professor an der Leipziger Kunstakademie und Leiter der dortigen Radierklasse, anlässlich der Hochzeit von Paula geb. Grundmann und Dr. Fritz Rehwoldt am 12. Juli 1912 eine entsprechende Hochzeitsgrafik gefertigt hatte, war das vergönnte Eheglück des jungen Paares nur von kurzer Dauer.
Am 27. September 1913 starb Dr. Fritz Rehwoldt, der einzige Sohn des Geheimen Kommerzienrates Friedrich Rehwoldt, an schwerer Krankheit und die junge Witwe erbat sehr bald vom Künstler Professor Alois Kolb einen Entwurf für das zu schaffendes Grabmal ihres so früh dahingegangenen Liebsten.
Durchaus noch ganz der Tradition des Jugendstils zugewandt, schuf der gebürtige Wiener Alois Kolb den Entwurf für diese außerordentlich prächtige Grabmalanlage aus fränkischem Muschelkalkstein, dessen sehr dynamische Architektur von den seitlichen Anläufern geprägt ist und die emporstrebt zur gewaltigen steinernen Vase, deren Inhalt lebensbejahende bunte Sommerblumen sein sollten. Die bossierten quaderförmigen Steine der Grabmalwand durchbrechen deren flächige Glätte, verhindern jede atmosphärische Monotonie des Ortes und das querovale Gitter mit seiner floralen Ornamentik erstrahlt im reinen Golde und schafft so eine emotionale Befriedung, welche die Dankbarkeit der Lebenden und die besondere Wertschätzung des Toten vermitteln soll. Die den Grabbezirk umschließenden Schwellen münden beidseitig in einen pfortenähnlichen Eintritt, dessen flankierende Pfosten sich im oberen Abschluss geschweift verjüngen und schließlich jeweils von einem handgeschmiedeten, zur Kugel ausgebildeten Gitterwerk bekrönt werden. Die Vergoldung dieser Bekrönungselemente korrespondiert unmittelbar mit dem ovalen Gitterwerk der Grabmalwand und schafft so eine Aura, die auf die besondere Heiligkeit und Wertschätzung dieses so sehr geliebten Gattengrabes abzielt. Eine entsprechende Bepflanzung des Grabbezirkes sollte die Idee eines irdischen Paradieses unterstützen.
Die Ausführung des steinernen Grabmales besorgte der Connewitzer Steinmetzmeister Carl Laux, der übrigens erst wenige Jahre zuvor den vom Stadtbaurat Scharenberg entworfenen Sockel des Seffner-Denkmales für den Thomaskantor Johann Sebastian Bach gefertigt hatte.
Die Paul-Benndorf-Gesellschaft zu Leipzig e.V. hat die Initiative für die im Jahre 2020 erfolgte sorgfältige Restaurierung dieser über hundertjährigen denkmalgeschützten Grabmalanlage ausgelöst; durch die Verwaltung des Südfriedhofes erfolgte schließlich die Beauftragung der Baalsdorfer Kunstschmiede Althammer für die anspruchsvolle Restaurierung dieser unverwechselbaren schmiedeeisernen Elemente.
Dem Leipziger Fachbüro für Sepulkralkultur ist die kostenfreie umfängliche Stein- und Fugensanierung am Grabmal zu danken.
Professor Alois Kolb, der künstlerische Schöpfer dieser Grabmalanlage, starb am 05. April 1942 im Alter von 67 Jahren in Leipzig. Sein Leichnam wurde am 12. April 1942 im Krematorium des Leipziger Südfriedhofes eingeäschert.
Gemäß seiner testamentarischen Bestimmung wurde die Urne mit seiner Asche nach Murnau a. Staffelsee verbracht und auf dem dortigen Friedhof beigesetzt. Sein Grab mit der Bezeichnung N/V/3-18/19 hat sich bis heute dort erhalten.
Zitiert aus: Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen – Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen“, Band No. 07, Seite 241, Leipzig 2020
Das Grabmal des Töpfermeisters Paul Kahle jun.
Die abgebildete Steingussplastik wurde im Jahre 1931 in der XIV. Abteilung des Südfriedhofes über dem Rabattengrabe No.446 des am 07. März 1931 im Alter von erst 55 Jahren verstorbenen Töpfermeisters Paul Alfred Otto Kahle jun. errichtet. Paul Kahle war Inhaber einer im Jahre 1889 vermutlich vom Vater gegründeten Töpferwerkstatt in Leipzig-Gohlis.
Nach Aufgabe der Grabstätte wurde die Plastik um 1972 zur Aufwertung einer anonymen Urnengemeinschaftsanlage in die XI. Abteilung des Südfriedhofes umgesetzt, in der sie schließlich in den neunziger Jahren von umwucherten Gehölzen der öffentlichen Erlebbarkeit entzogen war.
Seit dem Jahre 2010 befindet sich dieses beeindruckende Grabmal im Rahmen einer Patenschaft in neuerer Bestimmung. Die Provenienz dieses meisterhaften Werkes ist noch immer ungeklärt – weder Signatur noch Monogramm finden sich an der Plastik. Sie dürfte mit größter Wahrscheinlichkeit die Arbeit eines Leipziger akademischen Bildhauers sein;wir präferieren hier Alfred Thiele, der in der Nachfolge von Adolf Lehnert über viele Jahre die Bildhauerklasse an der Leipziger Kunstakademie leitete. Unübersehbar erinnert diese Plastik an das Werkschaffen des im Jahre 1919 aus dem Leben geschiedenen Bildhauers Wilhelm Lehmbruck - der Leipziger Bildhauer Thiele hat mehrfach den künstlerischen Duktus von Lehmbruck übernommen, wodurch die Zuschreibung dieser Arbeit auf Thiele am ehesten vertretbar erscheint.
Künstlerisch im Stil des Art Deco gestaltet, verweist sich also die Entstehung der Plastik etwa in die Mitte der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts.
Die völlig nackt dargestellte weibliche Figur wird in knieender Haltung lebensgroß dargestellt, ein faltenreiches Tuch bedeckt ihren Schoß und die Oberschenkel. Der Kopf wendet sich grazil leicht nach rechts und die Haartracht unterstreicht signifikant den Charakter der Skulptur – neben einem ausgeprägten individuellen Stolz gesellt sich disziplinierte Strenge und geadelte Distanz der hier Dargestellten und vermittelt uns so den ganzen Kosmos des Weibes schlechthin. Die unverkennbare Erotik der Plastik symbolisiert Lebensschöpfung, Lebenskraft und aber auch Tröstung vom Lebensleid in all seinen irdischen Facetten. Die erdfarbene Fassung der Plastik unterstreicht diese Deutung und erinnert durchaus auch an eine Gäa, eine Mutter Erde. Voller Symbolkraft leuchten korrespondierend der Halsschmuck in seiner schlichtesten Form mit dem dreieckigen Schmuckdetail sowie die auf dem Busen ruhende Hand des rechten Armes. Auf nahezu asketische Demut verweist der eng an den Körper gepresste linke Arm mit der auf dem Oberschenkel aufgesetzten Hand.
Wir dürfen wohl zu recht diese Plastik zu den schönsten und bedeutendsten Schöpfungen der Leipziger Sepulkralkunst überhaupt zählen.
Alfred E. Otto Paul
Das Grabmal des Kaufmanns Ernst Friedrich Eduard Auge
Nach dem frühen Tode des Kaufmanns Ernst Auge im August 1915 erwarb dessen Witwe die in der II. Abteilung des Leipziger Nordfriedhofes gelegenen drei Rabattengräber No.413, No.414 und No.415 – im mittleren Grab wurde der Sarg mit dem Leichnam ihres Gatten, der vermutlich keine vierzig Jahre alt geworden war, in üblicher Grabestiefe beerdigt.
Ernst Auge war wohlhabender Mitinhaber eines Großhandelsgeschäftes, das mit Posamenten, Knöpfen und Kurzwaren handelte und seinen Sitz unmittelbar am historischen Markt im Zentrum Leipzigs hatte.
Wohl spätestens im Jahre 1916 wurde das wandartige Grabmal aus Postaer Sandstein über einem mindestens drei Meter tiefen ziegelgemauerten Fundament errichtet.
Das Grabmal zeigt stilistisch deutlich die Übergangszeit der zweiten Dekade des zwanzigsten Jahrhunderts mit verhaltenen Reminiszenzen an den bereits vergangenen Jugendstil.
Typisch ist die dekorative und ikonographische Ornamentik aus Rosen und Akanthus – ein Verweis auf die unvergängliche Liebe der Eheleute und deren Glauben an die Unsterblichkeit der Seele.
Im Zentrum des Grabmales findet sich vor einer Nische über einem sandsteinernen Sockel eine schöne, aus Carrara –Marmor gearbeitete Skulptur im Trauergestus, die in ihrer Rechten einen aus Rosenblüten gewundenen Kranz hält. Blockhaft bildet die Skulptur mit Plinthe und Memorialtafel als Träger einer Inschrift eine monolithische Einheit.
Während das Grabmal vermutlich in der Werkstatt des Leipziger Bildhauermeisters Friedrich Gustav Damm (1851 – 1919), Inhaber der gleichnamigen und seinerzeit führenden Leipziger Bildhauer – und Steinmetzfirma, entstand, so dürfte die marmorne Skulptur zweifellos eine Werkschöpfung des bedeutenden Leipziger Bildhauermeisters August Schmiemann (+1918) sein. Als begnadeter Bildhauer führte August Louis Schmiemann auch Entwürfe namhafter akademischer Kollegen wie Max Klinger, Johannes Hartmann oder Max Lange vorzugsweise in Marmor aus.
Im Jahre 2012 wurde das ohnehin schon seit vielen Jahren erheblich vernachlässigte Grabmal durch Vandalismus schwer beschädigt – der Marmorskulptur wurde der Kopf abgeschlagen, wobei auch der linke Unterarm samt Hand vom Körper abgetrennt wurde.
Im Jahre 2015 hat ein Mitglied der Paul-Benndorf-Gesellschaft in großer kultureller Verantwortung die Patenschaft über dieses kunsthistorisch bedeutende Grabmal des Nordfriedhofes übernommen und mit erheblichen privaten Geldmitteln in den nachfolgenden Jahren dessen umfassende Restaurierung veranlasst – nach einer vollständigen Demontage des Grabmales und der notwendigen Stabilisierung der Fundamentkrone erfolgte schließlich der komplette Neuaufbau des Grabmales sowie die Restaurierung der Marmorskulptur unter Verwendung aufgefundener fragmentarischer Bruchstücke der Skulptur.
Wir haben ihm zu danken.
Alfred E. Otto Paul – 01. Juli 2022
Das Grabmal des Professors Eugen Würzburger (1858 – 1938)
In der III. Abteilung des Leipziger Nordfriedhofes findet sich unmittelbar am Weg die Grabstätte des einst international bedeutenden Statistikers Professor Dr. Eugen Würzburger. In Bayreuth geboren, studierte er später an namhaften deutschen Universitäten, wurde 1879 nach dem Studium der Germanistik und Romanistik an der Universität Heidelberg zum Dr. phil. promoviert. Es folgte das Studium der Volkswirtschaft und schließlich im Jahre 1888 an der Universität Tübingen die Promotion zum Dr. rer. pol. Ab 1903 wirkte Eugen Würzburger zwei Jahrzehnte als Präsident des Sächsischen Statistischen Landesamtes in Dresden, 1919 erfolgte seine Berufung zum Ordentlichen Professor für Statistik an die Universität Leipzig. 1927 trat er altersbedingt in den Ruhestand, lebte mit seiner Frau im Leipziger Stadtteil Gohlis.
Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde dem Prof. Eugen Würzburger im Jahre 1935 auf der Grundlage des berüchtigten nationalsozialistischen Reichsbürgergesetzes nachträglich die Lehrbefugnis entzogen. Am 29. April 1938 starb Eugen Würzburger in seinem 80. Lebensjahr – wenige Tage später, am 03. Mai, wurde er in einem eichenen Sarg einfach tief im Rabattengrab No.15 der III. Abteilung des Leipziger Nordfriedhofes in der Berliner Straße beerdigt.
Sein stelenartiges Grabmal aus feinem Muschelkalkstein dürfte noch im gleichen Jahr über dem Grabe errichtet worden sein, es zeigt das überlebensgroße Antlitz seiner um 15 Jahre jüngeren Ehefrau Johanna Wilhelmine Würzburger geb. Stoer. Welcher Bildhauer dieses eindrucksvolle, unikatene Grabmal einst geschaffen hat, vermögen wir nicht zu sagen – weder eine Signatur noch ein Monogramm findet sich am Werk und selbst vergleichende Studien gestatten hier kaum eine vermutende Zuschreibung. Die frontseitig vertieft eingearbeitet Inschrift „Der Friede Gottes sei mit uns“ verweist unmissverständlich, dass dieses Grabmal beiden Eheleuten gewidmet ist.
Eugen Würzburgers Witwe Johanna Wilhelmine Würzburger gelang offenbar nach dem Tode ihres Mannes noch die Flucht aus Nazideutschland – sie starb am 19. Februar 1947 im 74. Lebensjahr im Exil in London, wo die Einäscherung ihres Leichnams erfolgte. Erst 1956 wurde die Urne mit ihrer Asche nach Leipzig überführt, wo sie am 05. September im Grabe ihres Mannes beigesetzt wurde.
Das Grabmal für den Gefreiten Ludwig Maladinski (1896 – 1915)
Die Familie Maladinski kam am Ende des 19. Jahrhunderts aus Wurzen nach Leipzig. Vermutlich durch Einheiratung wurde Felix Maladinski Inhaber der Großhandelsfirma Robert Jacobi, die in der Burgstraße 10 mit Lampen, Haus- und Küchengeräten handelte und wodurch er offenbar zu einigem Wohlstand gelangte.
Dessen im Jahre 1896 noch in Wurzen geborener Sohn Felix Ferdinand Ludwig Maladinski meldete sich 1914 als Einjährig-Freiwilliger zum Militärdienst, wodurch er zum Kreis der „offiziersfähigen Schichten“ zählte und gute Aussichten hatte, standesgemäß als Reserveoffizier entlassen zu werden. Er diente im 8. Königlich-Sächsischen Infanterieregiment No.107, dem seit April 1897 in Leipzig-Gohlis beheimateten Stammregiment vieler Leipziger Bürgersöhne. In diese Militärzeit des 18-jährigen Ludwig Maladinski fiel dann Anfang August 1914 der Beginn des Ersten Weltkrieges und er kam mit dem Regiment an die Ostfront, wo er am 28. Juli 1915 „den Heldentod erlitt bei Nowoßjedling a/ Narew“.
Ludwig Maladinski wurde eines von tausenden Opfern der am 13. Juli 1915 begonnenen deutschen Narew-Offensive, die als Durchbruchsschlacht von Przasnysz unter dem General Max von Gallwitz in die deutsche Militärgeschichte einging.
Wir haben keine Kenntnis davon, wo genau der Leichnam des erst 19-jährigen Gefreiten Ludwig Maladinski beerdigt wurde – die einschlägigen Quellen aber deuten auf ein Massengrab gefallener deutscher Soldaten am Narew.
Im April 1916 erwarb die Familie des Gefallenen für 1300 Goldmark das hundertjährige Erbbegräbnis No.24 in der XV. Abteilung des Südfriedhofes und zeitgleich beantragte die renommierte Steinmetz- und Bildhauerwerkstatt Alfred Fränzel unter Beifügung einer Entwurfszeichnung die Errichtung des Grabmales in Form eines Eisernen Kreuzes aus schwarzschwedischem Granit auf einem Sockel aus Kunststein.
Wir können davon ausgehen, dass dieses Grabmal im Mai 1916 hier über einem Scheingrab errichtet wurde und seitdem ausschließlich Memorialcharakter besitzt. Der Autor ist sich nicht ganz sicher, ob es sich bei dem Eisernen Kreuz um ein massengefertigtes Produkt handelt oder tatsächlich individuell hergestellt wurde, wofür die am 12. April 1916 eingereichte Entwurfszeichnung des Alfred Fränzel spricht. Zumindest kann man sicher davon ausgehen, dass es mehrfach gefertigt wurde, wie das Grabkreuz des am 07. Mai 1916 in einem Leipziger Lazarett gestorbenen Kurt Döring, der Fahrer im 7. Feldartillerie-Regiment No.77 war, bezeugt.
Auszugsweise zitiert aus:
Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen – Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen“
Band No.07 , Seite 88 ff.
Der Leipziger Marmorarbeiter Martin Röthling (1887 – 1933)
Im Februar des Jahres 2016 erhielt der Autor von der in Leipzig lebenden Lore Müller (* 1933) eine bemerkenswerte Fotografie, die ihren Großvater Martin Röthling im Jahre 1932 bei der Arbeit im Leipziger Atelier des Bildhauers Albrecht Leistner in der damaligen Kaiserin-Augusta-Straße 12 im Stadtteil Connewitz zeigt.
Der gelernte Steinmetz Martin Röthling war in jener Zeit vom Bildhauer Albrecht Leistner ausgewählt worden, aus einem gewaltigen Block Laaser Marmor eine Auferstehungs-Skulptur zu schlagen, die bestimmt war zur Errichtung über der Gruft der Familie des Generaldirektors Albert Böhme auf dem Leipziger Südfriedhof.
Albert Böhme hatte im Jahre 1894 gemeinsam mit seinem Schwager Karl Hommel im nordsächsischen Delitzsch eine Schokoladenfabrik gegründet und diese dann ab 1906 als Aktiengesellschaft zu einem außerordentlich erfolgreichen Unternehmen ausgebaut. Der Glanz seiner unternehmerischen Erfolge sollte letztlich wohl auch auf den Ort seiner dereinstigen ewigen Ruhe fallen. Und so wählte der Generaldirektor Albert Böhme, der in einer prächtiger Villa in Gohlis lebte, den Leipziger Bildhauer Albrecht Leistner für die Schaffung einer marmornen Grabskulptur, die glaubenszuversichtlich zeigt, wie Albert Böhme sich gemeinsam mit seiner Eheliebsten Antonie in jugendlicher Anmut seine dereinstige Rückkehr nach vorangegangener Wiederauferstehung in die irdischen Gefilde vorstellt.
Nachdem aus Südtirol der im Laaser Steinbruch gebrochene, tonnenschwere Marmorblock in Leipzig ankam und in das Atelier von Albrecht Leistner verbracht worden war, ging der 44-jährige Steinmetz Martin Röthling ans Werk und formte in monatelanger Arbeit die Skulpturengruppe aus dem gewaltigen monolithischen Marmorblock.
Dabei diente das unmittelbar vor ihm stehende, vom Bildhauer Albrecht Leistner geschaffene Modell als Vorlage seiner Marmorarbeit.
Wegen der außerordentlichen Besonderheit dieser Auftragsarbeit des Steinmetzen Martin Röthling wurde eigens das in Connewitz ansässige Atelier der Gebrüder Seyboth, deren Inhaber Ernst Seyboth war, mit der fotografischen Dokumentation dieser meisterhaften Marmorarbeit beauftragt.
Martin Röthling stammte aus einfachen Verhältnissen. Sein Vater war der in Querfurth geborene Albert Julius Röthling, der kurz nach der Reichsgründung als junger Mann nach Leipzig kam und sich hier eine bescheidene Existenz aufbaute, die allerdings schon am 02. Juni 1900 im Alter von erst 54 ½ Jahren durch seinen zeitigen Tod endete.
So war der am 29. Oktober 1887 in Leipzig geborene Martin Röthling bereits als Zwölfjähriger ohne Vater. Sehr bald schon begann er eine Steinmetzlehre im renommierten Atelier für Bildhauerei F.G. Damm, das sich seit seiner Gründung im Jahre 1851in Leipzig zum Branchenprimus emporgearbeitet hatte. F. G. Damm war nahezu an allen wichtigen Bau- und Denkmalprojekten beteiligt und verfügte über große Erfahrungen in der Bearbeitung von Marmor, Granit und Sandstein.
Nach seiner Lehrzeit und nur wenigen Arbeitsjahren als Geselle dürfte es für Martin Röthling durch die obligate Militärzeit eine Unterbrechung in der Arbeit als Steinmetz gegeben haben.
Danach heiratete er am 16. Oktober 1911 in evangelischer Trauung seine Braut Marie geb. Schubert.
Schon 1913, im Jahr der Geburt des ersten Kindes, der Tochter Martha, bezog die junge Familie eine Wohnung im Parterre der Krönerstraße 50 in Anger-Crottendorf. Und bereits ein Jahr später folgte die zweite Tochter Helene – aber das Glück der jungen Familie endete rasch mit dem dann beginnenden Ersten Weltkrieg, der über Jahre der Ehefrau den geliebten Gatten und den Kindern ihren fürsorglichen Vater nahm.
Nach dem Ende dieses Krieges, den Martin Röthling an der Westfront erleben musste, kam er heim zu Frau und Kindern und die Hoffnung auf nun folgende gute Jahre beseelte die Familie. 1919 wurde das dritte Kind, der erstgeborene Sohn Martin, geboren.
Aber das Blut des Kapp-Putsches und die Inflation des Geldes verfinsterten auch in Leipzig die beginnenden zwanziger Jahre, deren goldener Mythos zu den zahllosen Lügen der deutschen Geschichte zählt.
Martin Röthling hatte sich gesellschaftlich klar positioniert – er vertrat die Ideen der Freidenker und der Sozialdemokraten. Und ganz in diesem Sinne nahmen seine beiden Töchter im Jahre 1927 an der Jugendweihe teil.
Zuvor, im Jahre 1926, war das vierte Kind der Eheleute geboren worden, der Sohn Hans.
Die große Mühe, mit seiner Frau und den vier Kindern wirtschaftlich diese entbehrungsreichen, schwierigen Jahre zu überstehen, schien ab 1929 durch die hereinbrechende Weltwirtschaftskrise nahezu unbeherrschbar. Schon seit Jahren hatte Martin Röthling jede zusätzliche Möglichkeit des Broterwerbs genutzt. In den Zeiten der Winterarbeitslosigkeit schuf er auf dem Balkon seiner Wohnung zahlreiche kleinplastische Arbeiten, deren Verkauf für wenig Geld die Haushaltskasse stützen sollte, er kümmerte sich nebenher als Hausmeister seines Vermieters schließlich auch im Nachbarhaus um diese Aufgaben.
Es war das Milieu der kleinen Leute, die dankbar waren für ein kleines Glück, die stets mit Wenigem zufrieden waren.
Wenngleich in Leipzig zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts noch große Bauten mit reichem Bildschmuck, wie beispielsweise das Neue Rathaus oder die Kapellenanlage des Südfriedhofes entstanden, so war dennoch die Arbeit längst knapp geworden wegen einer zu großen Zahl von Steinmetzen.
Deshalb war es für Martin Röthling von ganz besonderer Bedeutung, dass er im Sommer 1932 den Auftrag erhielt, nach dem Leistner´schen Modell die Skulpturengruppe für den Generaldirektor Albert Böhme in Marmor zu hauen.
Die genauen Umstände in Hinblick auf den erteilten Auftrag und die Vergütung dieser Arbeit sind heute nicht mehr erklärlich.
Formal beantragte der Bildhauer Leistner am 29. Juli 1932 die Genehmigung für die Errichtung der Skulpturengruppe aus Laaser Marmor sowie der zugehörigen Gruftplatte aus Heidenheimer Marmor. Dabei bezifferte Leistner die entsprechenden Kosten auf 9.600 Reichsmark. Ein gesondertes Dokument belegt eine Zuwendung des Generaldirektors Albert Böhme an die Stadt Leipzig in Höhe von 25.000 Reichsmark für die künftige Pflege und Unterhaltung der Grabstätte.
Die Gesamtkosten für den hundertjährigen Erwerb und die Herstellung dieser familiären Grabanlage der Familie Böhme dürfte sich insgesamt auf etwa 48.000 Reichsmark belaufen haben.
Nach Einschätzung des Autors erhielt der Steinmetz Martin Röthling kaum mehr als 2000 Reichsmark für die etwa einjährige Arbeit an der Skulpturengruppe.
Diese Vergütung entsprach 1932/1933 dem durchschnittlichen Jahresverdienst und die Not der Zeit hatte ihm wohl kaum anderweitige Verhandlungen erlaubt.
Es war das letzte Geld, welches der stets fürsorgliche Martin Röthling mit seiner Hände Arbeit für die Familie verdienen konnte – die jahrelange Bearbeitung des Marmors brachte ihm den Tod. Kurz nach der Vollendung der Skulpturengruppe starb Martin Röthling am 08. Oktober 1933, drei Wochen vor seinem 46. Geburtstag, an einer Lungenerkrankung, die im Volksmund als Staublunge bezeichnet wurde.
Er wusste um seine tödliche Erkrankung und setzte dennoch alles daran, sein Werk zu vollenden.
Gemäß einer vorab erfolgten Zustimmung des Martin Röthling fand nach seinem Tode im Anatomischen Institut die Öffnung seines Leichnams und die Untersuchung der schwer geschädigten Lunge statt.
Auszugsweise zitiert aus:
Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen – Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen“
Band No.07, S. 18 ff.
Das Grabmal des Sächsischen Hoflieferanten August Wessel (1867-1938)
Nachdem Conrad Philipp August Wessel am 11. August 1938 im Alter von reichlich 71 Jahren gestorben war, wurde er vier Tage später in der XVI. Abteilung des Südfriedhofes, im Rabattengrab No.269 in doppelter Grabestiefe in einem schweren Eichensarg beerdigt. Zwei Jahre zuvor erlitt er einen Schlaganfall, der dem überaus erfolgreich gewesenen Kaufmann alle Hoffnung auf einen wohlverdienten, unbeschwerten Ruhestand genommen hatte.
Zu seinen Lebzeiten war er so etwas wie der König der sächsischen Feinkosthändler, der die Tafeln der Schönen und Reichen mit nahezu allen Produkten des exklusivsten Lebensstils in Hinblick auf deren Gaumenfreuden belieferte. Russischer Kaviar, erlesenste Austern, prächtige Hummer, der berühmte Prager Oster-Schinken, teuerster Champagner – nahezu alle Delikatessen waren für gutes Geld immer zu haben. In den wichtigen sächsischen Metropolen Dresden, Chemnitz und Leipzig war er mit seinen luxuriösen Einkaufstempeln präsent. Er war der Hoflieferant des sächsischen Königs Friedrich August III. von Sachsen und zahlreicher anderer fürstlicher Häuser.
Geboren wurde er am 18. April 1867 in Veckershagen im Weserbergland nordöstlich von Kassel. Sein Vater, der einer sehr alten hessischen Familie entstammte, war dort Regierungsrat und wechselte später als Amtsträger nach Rotenburg a. d. Fulda und wenig später nach Marburg, wo August Wessel mit seinen Brüdern das Gymnasium besuchte. 1885-1889 absolvierte er in Kassel eine gründliche kaufmännische Lehre, nach deren Abschluss er in das renommierte, 1873 gegründete Dresdner Feinkost-und Konserven-Spezial-Geschäft Lehmann & Leichsenring eintrat.
Neben seiner dortigen Anstellung gründete August Wessel im Jahre 1897 in Dresden in der Friedrichs-Allee seine eigene Firma Wessel & Friedrich, die der Grundstein seiner Erfolgsgeschichte werden sollte.
Am 15. September 1902 heiratete August Wessel in Dresden die um 16 ½ Jahre jüngere Louise Gertrud Taubert, Tochter eines wohlhabenden Königlich-Sächsischen Landesgerichtsrates.
August Wessel wurde schließlich Prokurist der bereits erwähnten Firma Lehmann & Leichsenring, die er dann 1908 übernahm. Seit 1906 wohnte er in Leipzig, wo er im gleichen Jahr mit seinem Schwager Johannes Taubert Inhaber der schon seit 1844 bestehenden, sehr renommierten Firma Gebrüder Kirmse, weitbekannt als Kaviar-Kirmse, wurde. Weitere Geschäfte unter dem Markennamen Lehmann & Leichsenring eröffnete er in Chemnitz und Leipzig.
Nach dem Tode ihres Gatten übernahm seine Witwe Louise Gertrud Wessel im Jahre 1939 als Erbin dessen Lebenswerk, aber der Krieg und seine Folgen bedeuteten letztlich das Ende dieses kleinen sächsischen Feinkost-Imperiums.*
Das relativ schlichte Grabmal dürfte im schwierigen Wirtschaftsjahr 1930 vom Leipziger Steinmetzmeister Alfred Fränzel errichtet worden sein.** Das interessante Bronzerelief, ganz im Stil des Art déco geschaffen, ist ein Unikat des namhaften Leipziger Bildhauers Alfred Thiele, der seit 1924 als Leiter der Bildhauerklasse an der Leipziger Kunstakademie die Nachfolge des berühmten Bildhauers und Medailleurs Professor Adolf Lehnert angetreten hatte. Die Signatur Thieles bezeichnet das Jahr 1925 als Schöpfungszeitraum des Kunstwerkes und verursacht damit einige Irritationen, denn es ist nicht erklärlich, weshalb das Bronzerelief mindestens fünf Jahre vor dem Grabmal entstanden ist. Man könnte durchaus vermuten, dass das Bronzerelief als Vorbild für das Grabmal diente, denn betrachtet man den Hauptstein der dreigeteilten Anlage, so fällt sofort der Stichbogen auf, der gleichsam das Bronzerelief als auch den Hauptstein nach oben abschliesst.
Auch bleibt wohl offen, welche Botschaft das erzene Bildnis sendet, denn die nackte, kniende junge Frau, deren Schoß lediglich bedeckt wird von einem leichten Tuch, ist uns nur schwerlich erklärlich. Hat sie die Hände gefaltet zum Gebet? Ihr schönes Antlitz zeigt scheinbar asiatische oder zumindest exotische Züge. Trotz aller Nacktheit ist ihr Haupt mit einer Haube bedeckt, wofür uns eine plausible Erklärung nicht vergönnt ist. Außerordentlich problematisch scheint die Einordnung der beidseitig abgebildeten Pflanze – nach reiflicher Abwägung präferiert der Autor deren Identifikation als Maiglöckchen, welches symbolisch seit ewigen Zeiten für Glück und Liebe steht. Wenn dem so wäre, würde sich auch eine Interpretationsebene zur schönen nackten Frau auf dem Bildnis herstellen lassen. Weiterführende Überlegungen scheinen hier wenig hilfreich und so empfehlen wir hier eine Deutung ganz im Sinne einer Ode an das Glück und die Liebe in irdischen Tagen, an die Schönheit des Weibes und die Kraft ihrer Betörung. Es sind also nicht der Tod und die Trauer das große Thema dieses Grabmales, sondern die Schönheit und die Freuden des Lebens werden hier gefeiert, die Glückseligkeit im Leben und die unvergängliche Liebe.
Die Symbolik des Bronzereliefs ist also ganz im Sinne eines „MEMENTO MORI“.
Zitiert aus:
Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen – Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen“
Band No.07 S. 164 ff.
Das Grabmal der Dolmetscherin Cornelia Leonhardt-Bach (1961–2000)
In der XIV. Abteilung des Südfriedhofes wurde im Jahre 2001 ein sandsteinernes Grabmal errichtet, welches bekrönt ist mit dem bronzenen Antlitz einer schlafenden Frau. Dieses Bildwerk hat den Autor emotional sehr berührt und er fand dessen künstlerische Gestaltung außerordentlich beeindruckend. Es handelt sich um ein Werk des hochbedeutenden Leipziger Künstlers Professor Gerhard Kurt Müller, wie das an der Bronze erkennbare Monogramm GKM verkündet. Der traurige Anlass für die Errichtung dieses Grabmales war der so frühe Tod von Cornelia Leonhardt-Bach, der ehelichen Liebsten des namhaften Leipziger Denkmalpflegers Dr. Peter Leonhardt, eines Experten für die Architektur der Moderne. Die gebürtige Leipzigerin Cornelia Bach hatte an der Universität ihrer Heimatstadt studiert und arbeitete als Dolmetscherin und Mittlerin der spanischen und französischen Sprache, als sie ihrer Lebensliebe Peter Leonhardt begegnete und mit dem sie in der Glückseligkeit dieser Tage schließlich hoffnungsvoll beschlossen hatte, nun gemeinsam durch das künftige Leben zu gehen. Wenngleich sie wegen ihrer bescheidenen finanziellen Verhältnisse vorerst dem ehelichen Band entsagten, so wurde Ihr junges Glück dennoch gesegnet durch die Geburt einer Tochter. Mit Fleiß und Beharrlichkeit schufen sich die Liebenden ihr familiäres Refugium, in dem schließlich im eigenen Hause der ideale Rahmen privater Geborgenheit und zuversichtlicher Lebensplanung gegeben war. Plötzlich aber überschattete eine schwere Erkrankung die harmonische Welt der jungen Familie – ein Hirntumor bedrohte das Leben der lebensfrohen Liebsten und herzensguten Mutter. In dieser Zeit ihrer größten seelischen Not schlossen die Liebenden ihren Lebensbund – sie heirateten am 17. Juni 2000 im thüringischen Dornburg inmitten der herrlichen Kulisse der berühmten Schlösser und Gärten. Es war ein Tag, wie er für die Brautleute unter diesen Bedingungen so nicht hätte besser sein können; die mittsommerliche Sonne beschien bei strahlendem Himmel die gediegene Hochzeitstafel, die umgeben war vom Überfluss des Schönen. Einen Tag später wurde Cornelia Leonhardt-Bach – sie wollte ihren Mädchennamen beibehalten – 39 Jahre alt; es sollte ihr letzter Geburtstag auf Erden sein. Umgeben von ihren liebsten Menschen starb sie am späten Abend des 17. September 2000, eine Stunde vor Mitternacht, in ihrem Hause.
Auszugsweise zitiert aus:
Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen –Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen“
Band No.07, Seite 210 ff.
Das Grabmal des Fleischermeisters Ernst Peters (1869 – 1932)
In der XXII. Abteilung, im südlichen Teil des Südfriedhofes, wurde am 18. Juni 1932 der wohlhabende Leipziger Fleischermeister Ernst Peters beerdigt.
Er war bereits zu Beginn des Jahres am 06. Januar 1932 im Alter von erst 62 Jahren gestorben und man hatte ihn fünf Tage darauf in der benachbarten XXIII. Abteilung in einem Rabattengrab mit der Nummer 297 in einem gediegenen Eichensarg beerdigt.
Vermutlich war sein früher Tod völlig unerwartet gekommen; die Trauerfeier samt sich anschließendem Begräbnis hatte die Familie in der Kürze der Zeit vielleicht überfordert, denn zu rasch mussten die nötigen Entscheidungen getroffen werden.
Jedenfalls hat sich die Witwe dann einige Monate später entschieden, in der erst wenige Jahre zuvor angelegten XXII. Abteilung des Südfriedhofes eine große Grabstätte bestehend aus den vier Rabattengräbern No.135 bis No.138 zu erwerben und ihren verstorbenen Gatten hierher umbetten zu lassen.
Am Sonnabend, den 18. Juni 1932, erfolgte in der Frühe des Morgens die Exhumierung des schweren Pfostensarges aus dem fast drei Meter tiefen Grab und dessen Einsenkung in das tags zuvor doppelt tief geöffnete Rabattengrab No.137.
Noch im gleichen Jahre wurde das prächtige Grabmal aus poliertem dunklen norwegischen Labrador gefertigt, dessen zweistufiger Unterbau sich oben durch eine kräftige Hohlkehle verjüngt und beidseitig mit jeweils einer hochrechteckige Platte bestückt ist, welche für die Beschriftung mit den Namen der hier einst bestatteten Verstorbenen der Familie Peters bestimmt sind.
Dem Grabmal vorgelagert befindet sich ein wuchtiger dreiseitiger Treppenkörper über drei Stufen, über dem auf einer plinthenartigen Platte aus gleichem edlen Material eine lebensgroße weibliche Bronzeplastik montiert ist, die zweifelsfrei symbolisch die hinterbliebene Witwe Marie Peters darstellen soll.
Im faltenreichen Gewand blickt sie wehmütig auf das Grab ihres so zeitig abberufenen Gatten und der Zweig mit den voll erblühten Rosen in ihren Händen deutet auf ihre niemals erlöschende Liebe. Nirgends findet sich ein Hinweis auf den Schöpfer des Grabmales oder der bronzenen Figur und wenngleich dem Autor kein weiteres Exemplar dieser Plastik bekannt ist, so vermuten wir dennoch, dass es sich um eine in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts galvanotechnisch hergestellte Katalogware handelt.
Auszugsweise zitiert aus:
Alfred E. Otto Paul „Die Kunst im Stillen – Kunstschätze auf Leipziger Friedhöfen“
Band No.07, S. 198 ff.
Kunstwerk Archiv